Rosiger Teint an fruchtbaren Tagen

Kurz vor dem Eisprung verstärkt sich die Rötung der weiblichen Gesichtshaut – Das menschliche Auge kann das allerdings nicht als biologisches Signal wahrnehmen
Die Attraktivität des weiblichen Gesichts verändert sich im Verlauf des Menstruationszyklus.
Die Attraktivität des weiblichen Gesichts verändert sich im Verlauf des Menstruationszyklus.
© Shutterstock, Bild 251247958
Cambridge (Großbritannien) - In der fruchtbaren Phase ihres Menstruationszyklus wirkt das Gesicht einer Frau besonders attraktiv. Ob das auf einer verstärkten Hautrötung beruht, haben britische Forscher jetzt untersucht. Sie konnten zwar nachweisen, dass der Rotanteil der Hautfarbe zur Zeit des Eisprungs tatsächlich messbar zunimmt. Diese Veränderung erwies sich jedoch als so schwach, dass sie vom menschlichen Auge nicht wahrnehmbar ist, berichten die Biologen und Psychologen im Fachblatt „PLoS One“. Demnach stellt die Hautrötung – zumindest heute – kein Merkmal dar, das den Männern Fruchtbarkeit signalisiert. In der Frühzeit der menschlichen Evolution allerdings könnte das Erröten diese Funktion durchaus erfüllt haben, vermuten die Autoren. Mit der Zeit habe es sich dann wohl für die Frauen als vorteilhafter herausgestellt, den Männern diese Information vorzuenthalten.

„Frauen zeigen ihren Eisprung nicht deutlich an, sie lassen aber anscheinend Informationen darüber durchsickern“, sagt Hannah Rowland von der University of Cambridge. „So haben Studien gezeigt, dass Frauen im Zeitraum der Ovulation attraktiver auf Männer wirken.“ Während der fruchtbaren Tage des Zyklus muss das Gesicht wohl Signale senden, die von Männern unbewusst wahrgenommen werden. Dabei könnte es sich beispielsweise um vollere Lippen, geweitete Pupillen oder eine Rötung des Teints handeln.

Zusammen mit Robert Burriss von der Northumbria University in Newcastle und weiteren Kollegen untersuchte Rowland, ob und wie sich die Rotfärbung der Gesichtshaut im Verlauf eines Menstruationszyklus verändert. Mit einer Spezialkamera fotografierten die Forscher einen Monat lang täglich das ungeschminkte Gesicht von 22 Frauen, die im Schnitt 23 Jahre alt waren. Die Testpersonen wussten vorher nicht, worum es bei der Studie ging, und hatten seit mindestens drei Monaten keine hormonellen Verhütungsmittel genommen. Durch Hormontests in Urinproben wurde für jede Frau der Zeitpunkt des Eisprungs (Ovulation) festgestellt. In den Tagen davor ist die Fruchtbarkeit am größten, das heißt, der Geschlechtsverkehr führt dann mit höchster Wahrscheinlichkeit zur Befruchtung einer Eizelle.

Mit Hilfe der einzelnen Fotoserien ermittelten die Forscher den Anteil an Rottönen auf einer festgelegten Fläche der Wangenhaut im Monatsverlauf. Die Rötung nahm einige Tage vor dem Eisprung zu, blieb zwei Wochen auf hohem Niveau und nahm mit Beginn der Menstruation wieder ab. Weitere Analysen ergaben, dass diese geringen Veränderungen selbst unter optimalen Lichtverhältnissen vom menschlichen Auge nicht wahrnehmbar sind. Die gemessene Intensität der Hautröte folgte dem bekannten Verlauf der Körpertemperatur. Möglicherweise löst deren Anstieg in der Zyklusmitte eine stärkere Durchblutung der Haut aus, womit ein Abkühlungseffekt erzielt wird. Die neuen Ergebnisse müssten nun durch eine Studie ergänzt werden, in der Männer die Hautfärbung beurteilen, schreiben die Autoren. Denn es wäre denkbar, dass in Gegenwart eines attraktiven Mannes die Gesichtshaut der Frau generell stärker errötet als beim Fototermin mit der Fotografin in dieser Studie.

Bei Schimpansen ist die Fruchtbarkeit der Weibchen an Sexualschwellungen der Gesäßregion für alle deutlich erkennbar; andere Primaten verändern ebenso sichtbar die Färbung der Gesichtshaut. Bei Menschenfrauen hat sich dagegen eine sogenannte verdeckte Ovulation entwickelt, die durch kein eindeutiges Merkmal angezeigt wird. Das begünstigt eine länger andauernde Paarbindung. Allerdings gibt es einige weniger auffällige Anzeichen, die für Frauen in der Zeit des Eisprungs typisch sind. So weiten sich in Gegenwart eines attraktiven Mannes die Pupillen schneller, Körpergeruch und Stimme verändern sich und die Neigung zum Flirten nimmt zu. Außerdem werden bevorzugt an den fruchtbaren Tagen unbewusst durch Make-up und Kleidung Signale gesendet, die möglicherweise verlorengegangene ursprüngliche Merkmale der Fruchtbarkeit ersetzen.

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