Python-Fossil nahe Augsburg entdeckt

Vor 15 Millionen Jahren lebten Riesenschlangen in subtropischen Wäldern auf heute deutschem Boden
Rumpfwirbel des Augsburger Python (Zeichnung)
Rumpfwirbel des Augsburger Python (Zeichnung)
© HEP, Univ. Tübingen/Senckenberg
Tübingen - Nordöstlich von Augsburg krochen einst Riesenschlangen durch eine subtropische Landschaft. Den Beweis dafür fanden deutsche und tschechische Wissenschaftler, die in Funden aus einer Ausgrabung nahe der Ortschaft Griesbeckerzell das versteinerte Skelett eines 3,5 Meter langen Pythons entdeckten. Damit handelt es sich um das weltweit nördlichste Exemplar dieser Würgeschlangen-Art, die eng verwandt mit den noch heute lebenden Pythons in Südafrika ist. Wie die Forscher in der Fachzeitschrift "Geodiversitas" berichten, lebte die Schlange vor etwa 15 Millionen Jahren.

"In Europa hatte man bisher nur Python-Fossilien in Südfrankreich und in Griechenland auf der Insel Euboea gefunden", sagt Madelaine Böhme vom Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoecology an der Universität Tübingen. Das nun gefundene Python-Fossil markiert daher den bisher nördlichsten Ausbreitungspunkt dieser Würgeschlangen. Während einer Warmperiode vor 15 Millionen Jahren herrschte in der Augsburger Region ein subtropisches Klima. Im Sommer kratzte das Thermometer an der 30-Grad-Marke und im Winter wurde es nicht kälter als 13 Grad. So bot dieses Zeitalter des Miozäns ein ideales Klima für Riesenschlangen und viele andere Arten, die heute in Europa ausgestorben sind.

Zusammen mit ihrem Kollegen Martin Ivanov von der Masaryk Universität in Brünn wertete die Paläontologin zahlreiche Funde aus der Fossillagerstätte Griesbeckerzell aus, die bereits vor einigen Jahren ausgegraben wurden. "Wir verfügen über so viel Material, dass wir uns nun Stück für Stück durch die verschiedenen Arten vorarbeiten", sagt Böhme. "Und diese Fundstelle ist auch sehr reich an großen Säugetieren", sagt Böhme. Neben Versteinerungen von Hirschen und Elefanten fanden die Forscher außerdem Krokodile.

Sehr lange hielt dieses warme Klima jedoch nicht an. "Mit dem starken Temperaturabfall vor 14 Millionen Jahren war das Schicksal der Riesenschlangen - vermutlich unabhängig von dem zunehmenden Konkurrenzdruck mit anderen, klimatisch besser angepassten Schlangen - besiegelt", sagt Böhme.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Snakes from Griesbeckerzell (Langhian, Early Badenian), North Alpine Foreland Basin (Germany), with comments on the evolution of snake faunas in Central Europe during the Miocene Climatic Optimum", Martin Ivanova und Madelaine Böhme, Geodiversitas, doi: 10.5252/g2011n3a2


 

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