Prostatakrebs: Abwarten ist manchmal besser

Bei wenig fortgeschrittenen Tumoren und geringer Bösartigkeit kann die Strategie des „aktiven Beobachtens“ für den Patienten vorteilhafter sein als eine Therapie
Göteborg (Schweden) - Krebsvorsorgeuntersuchungen erhöhen zwar die Chance, Prostatatumoren frühzeitig zu erkennen. Aber sie führen auch vermehrt zu unnötigen Therapien, die mehr schaden als nützen. Bei nicht-aggressiven Formen des Prostatakarzinoms sei eine Strategie des Abwartens und Kontrollierens eher angebracht als eine Behandlung mit dem Risiko starker Nebenwirkungen, bestätigt jetzt eine Studie schwedischer Mediziner. Besonders für Männer, die älter sind als 65 Jahre, sei die Entscheidung für ein „aktives Beobachten“ des Krankheitsverlaufs eine empfehlenswerte Alternative, schreiben die Forscher im Fachblatt „European Urology“.

„Aktives Beobachten bedeutet, die Entwicklung des Tumors durch regelmäßige PSA-Tests und Prostatabiopsien zu kontrollieren. Wenn der Tumor größer oder aggressiver wird, bestünde der nächste Schritt in einer Therapie durch Operation oder Bestrahlung“, sagt Rebecka Arnsrud Godtman aus dem Forscherteam von Jonas Hugosson an der Universität Göteborg. An ihrer Studie nahmen 968 Männer im Alter von durchschnittlich 65 Jahren teil, bei denen nach Vorsorgeuntersuchungen wie dem PSA-Bluttest Prostatakrebs nachgewiesen worden war. In 60 Prozent handelte es sich dabei um Tumoren einer geringen Risikostufe. Knapp die Hälfte aller Patienten verzichtete zunächst auf eine Therapie und beschränkte sich auf Verlaufskontrollen im Abstand von drei bis zwölf Monaten.

Die abwartende Strategie war für die Patienten mit nicht-aggressiven Tumortypen sicher und nicht mit einer erhöhten Gefahr für Metastasen verbunden, so die Forscher. Bei 37 Prozent ergaben sich mit der Zeit Anzeichen von aggressivem Tumorwachstum, so dass die Ärzte eine Behandlung durch operative Entfernung der Prostata, Bestrahlung oder Anti-Hormontherapie empfahlen. In einem Zeitraum von bis zu 15 Jahren starben 60 Männer, aber nur einer davon als Folge der Krebserkrankung. Lediglich vier Männer fühlten sich beim vorläufigen Verzicht auf eine Behandlung so unwohl, dass sie ihre Meinung änderten und sich doch für eine sofortige Therapiemaßnahme entschieden.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine aktive Überwachung das Potenzial hat, die Zahl von Übertherapien zu verringern und mehr Männer vor Nebenwirkungen zu bewahren“, sagt Godtman. Nach einer Prostataoperation besteht unter anderem das Risiko, unter Inkontinenz oder Impotenz zu leiden. Viele Männer mit langsam wachsenden Prostatatumoren entwickeln ihr Leben lang kaum Krankheitssymptome und hätten von einer Therapie des zufällig entdeckten Tumors nur Nachteile. Bei Tumoren mit mittlerer und hoher Risikostufe allerdings steigt ohne Behandlung die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Krankheitsverlaufs.

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