Plattentektonik auf dem Mars?

Starke Querverschiebung eines Canyon-Systems liefert Anzeichen für tektonische Aktivität
Genau in der Bildmitte befindet sich der gewaltige Canyon Valles Marineris, über 3000 Kilometer lang und bis zu acht Kilometer tief.
Genau in der Bildmitte befindet sich der gewaltige Canyon Valles Marineris, über 3000 Kilometer lang und bis zu acht Kilometer tief.
© NASA
Los Angeles (USA) - Die Valles Marineris auf dem Mars sind verbundene Täler mit insgesamt 4.000 Kilometern Länge, 700 Kilometern Breite und 7 Kilometern Tiefe. Damit bilden sie den größten Canyon in unserem Sonnensystem. Hochaufgelöste Aufnahmen ihrer Grenzen deuten auf Plattentektonik hin. Sie verraten, dass die Südseite des Canyons in einer Verwerfungszone liegt und seitlich verschoben ist. Die Verschiebung gegenüber der Nordseite beträgt gut 150 Kilometer. Die Verwerfungszone ist über 2.000 Kilometer lang und mit nur 50 Kilometern Breite relativ schmal. Solche Strukturen sind auf der Erde üblicherweise mit Plattentektonik verbunden, das heißt mit den Verschiebungen der Kontinentalplatten gegeneinander. Wie der Geologe An Yin in der jüngsten Ausgabe des Fachblatts „Lithosphere“ berichtet, deutet auch die Struktur der Bruchzone des Mars-Canyons auf plattentektonische Aktivitäten hin. Auf mehr als einem Dutzend von 100 Satellitenbildern konnte Yin Anzeichen tektonischer Verschiebungen erkennen.

„Man kann solche geologischen Merkmale auf keinem anderen Planeten in unserem Sonnensystem erkennen außer auf Erde und Mars“, so Yin. Die Verwerfungen auf dem Mars ähneln Bruchzonen im Himalaya und im kalifornischen Death Valley. Der Mars besitzt auch eine Reihe von Vulkanen, die auf einer Linie aufgereiht sind. Auch dies ist laut Yin ein typisches Produkt von Plattentektonik. Die Verschiebung der Platten auf dem Mars ist aber im Vergleich zu den geologisch aktiven Regionen auf der Erde deutlich langsamer, da der Mars nur halb so groß ist wie die Erde. Die Valles Marineris sind ein großes Grabenbruchsystem, das bereits im 19. Jahrhundert entdeckt wurde. Damals wurden diese Strukturen als Kanäle bezeichnet. Die Valles Marineris sind ungefähr zehnmal so lang wie der Grand Canyon, sieben mal breiter und sieben mal tiefer.

Während auf der Erde sieben große und einige kleinere Kontinentalplatten an ihren Zonengrenzen für geologische Aktivität wie Erdbeben und Vulkanismus sorgen, vermutet Yin auf dem Mars nur zwei Kontinentalplatten: „Die Marskruste ist gebrochen und bewegt sich horizontal über eine lange Strecke, ähnlich wie die Verwerfung am Toten Meer.“ Andere größere Bruchstellen konnte der Forscher auf dem Mars aber nicht ausfindig machen. Der Grund dafür, dass es nur zwei vergleichsweise langsame Platten auf dem Mars gibt, liegt an der geringen Größe unseres Nachbarplaneten. Der Mars bringt nur etwas über ein Zehntel der Erde auf die Waage und besitzt in seinem Innern deshalb deutlich weniger thermische Energie, die die Plattenbewegungen antreiben kann.

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