Ohne Beine: Neue Familie von Amphibien entdeckt

Unterirdisch lebende Lurche aus dem Nordosten von Indien passen in keine bisher bestehende Familie
Die beinlosen Amphibien wirken nicht wie typische Vertreter ihrer Gattung
Die beinlosen Amphibien wirken nicht wie typische Vertreter ihrer Gattung
© S. D. Biju
Delhi (Indien) - Eigentlich ähneln sie eher einem etwas zu groß geratenen Regenwurm, sie sind aber Wirbeltiere: Die beinlosen Amphibien, die ein internationales Forscherteam im Nordosten Indiens entdeckt hat, gehören zur Ordnung der Schleichenlurche oder Blindwühlen (Gymnophiona). Analysen des Erbguts und der Schädelanatomie zeigen allerdings, dass die Tiere in keine bislang bekannte Familie oder Gattung der Schleichenlurche passen. Daher haben die Biologen sie in die neue Familie der Chikilidae und die neue Gattung Chikila eingeordnet, berichten sie im Fachblatt „Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences”. Der Name leitet sich aus dem Wort ab, welches das Volk der in Indien und Bangladesch lebenden Garo für die beinlosen Amphibien verwendet. Diese Familie hat sich vermutlich vor rund 140 Millionen Jahren von den nächsten Verwandten abgespaltet, die heute in Afrika leben.

„Ihre Größe reicht von etwa 14 bis 23 Zentimeter“, beschreibt S. D. Biju von der Universität Delhi die Exemplare der neuen Familie. Deren unterirdischer Lebensstil machte es schwer, sie überhaupt zu finden. Biju und seine Kollegen aus Belgien und Großbritannien kamen den Amphibien bei einer umfangreichen Forschungsarbeit auf die Spur. An insgesamt 238 Orten im Nordosten Indiens hatten sie im Erdreich nach Vertretern der Gymnophiona gebuddelt. „Ich bin so froh, weil ich das Glück hatte, zwei neue Amphibienfamilien zu entdecken“, so Biju. Erst 2003 hatte der Amphibienspezialist mit dem Froschlurch Nasikabatrachus sahyadrensis die Familie der Nasikabatrachidae ausfindig gemacht. Dabei wurden die meisten Amphibienfamilien bereits Mitte des 19. Jahrhunderts beschrieben. Die wenigen, die heutzutage noch entdeckt werden, finden Forscher zumeist in abgelegenen Winkeln tropischer Regenwälder. Doch die jetzt neu beschriebene Familie lebt hauptsächlich in vom Menschen besiedelten Gegenden. Das mache den Schutz der Tiere zu einer noch größeren Herausforderung, so Biju.

Die Weibchen der Chikilidae bewachen ihre Eier in unterirdischen Nestern, indem sie sich um ihr Gelege ringeln, bis der Nachwuchs schlüpft – was zwei bis drei Monate dauern kann. Aus den durchsichtigen Eiern kommen Jungtiere, die bereits wie Miniaturausgaben der erwachsenen Artgenossen aussehen. Sie durchlaufen bis zum ausgewachsenen Tier also keine Metamorphose mehr, wie es für viele andere Amphibien wie zum Beispiel Frösche typisch ist.

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Quelle: „Discovery of a new family of amphibians from northeast India with ancient links to Africa”, Sathyabhama Das Biju et al.; Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences;
doi:10.1098/rspb.2012.0150


 

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