Nicht alle Akne-Bakterien sind schlecht

Nur bestimmte Stämme des Hautkeims Propionibacterium acnes lösen die Pickel aus, andere haben wahrscheinlich sogar eine Schutzfunktion
Aknepusteln entwickeln sich auf talgdrüsenreichen Hautpartien.
Aknepusteln entwickeln sich auf talgdrüsenreichen Hautpartien.
© Henryart (gemeinfrei)
Los Angeles (USA) - Der Akne-Erreger Propionibacterium acnes ist auch die vorherrschende Bakterienart der gesunden Gesichtshaut. Diesen scheinbaren Widerspruch konnten amerikanische Forscher jetzt aufklären. Ihre DNA-Analysen zeigen, dass sich die verschiedenen Stämme des Hautkeims in ihrem Krankheitspotenzial stark unterscheiden. Zwei davon kommen in großer Zahl nur bei Aknepatienten vor, einer nur auf gesunder Haut. Welche stammtypischen Eigenschaften des Bakteriums für die Hauterkrankung verantwortlich sind, und welche sich eher positiv auswirken, ist noch nicht bekannt. Die Antwort darauf könnte ganz neue Möglichkeiten einer Aknetherapie eröffnen, schreiben die Wissenschaftler im „Journal of Investigative Dermatology“.

„Wir haben gelernt, dass nicht alle Aknebakterien Pickel verursachen – einer der Stämme könnte sogar helfen, die Haut gesund zu halten“, sagt Huiying Li von der University of California in Los Angeles. Sein Forscherteam ging der Frage nach, welche Rolle die Propionibakterien unserer Haut bei der Entwicklung von Akne spielen. Dazu untersuchten die Wissenschaftler Proben der Gesichtshaut von 49 Aknepatienten und 52 Gesunden. Mit Hilfe von DNA-Analysen ermittelten sie für jeden Probanden zunächst das gesamte Artenspektrum an Bakterien auf talgdrüsenreicher Haut. Bei beiden Gruppen war P. acnes mit fast 90 Prozent die vorherrschende Spezies. Nach der Anzucht im Labor sequenzierten die Forscher das gesamte Erbgut von 66 P. acnes-Kulturen. Der Vergleich lieferte genetische Unterschiede, die eine Einteilung in zahlreiche Stämme ermöglichte.

Bei jeder Testperson ließen sich bis zu fünf der zehn häufigsten P. acnes-Stämme identifizieren. Die Haut der Aknepatienten beherbergte andere Stämme als gesunde Haut. Zwei Stämme waren nur in der erkrankten Haut nachweisbar. Ein dritter Stamm fand sich nur in der Haut von Gesunden. „Vielleicht schützt dieser P. acnes-Stamm die Haut so, wie Joghurtbakterien helfen, den Darm vor Krankheitserregern zu schützen“, sagt Li. Er hält es für möglich, eine probiotische Hautcreme zu entwickeln, die „gute“ Propionibakterien im Wachstum fördert und die „bösen“ hemmt, damit die Pusteln gar nicht erst entstehen können. Denkbar wären auch Wirkstoffe, die selektiv die schädlichen Propionibakterien abtöten. Jugendliche könnten zudem durch einen einfachen Hauttest prüfen lassen, wie groß die Gefahr ist, eine starke Akne zu entwickeln, so dass vorbeugende Behandlungen möglich werden.

„Unsere Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, die Mikroben des Menschen bis zur Ebene der Stämme zu analysieren, um ihre Bedeutung für Krankheit und Gesundheit zu erkennen“, sagt Teammitglied George Weinstock von der Washington University in St. Louis. Eine Beschränkung auf die Spezies allein reiche oft nicht aus. Das zeigen auch andere, bekannte Beispiele: So zählen Bakterien der Spezies E. coli einerseits zu den normalen Bewohnern des gesunden Darms. Genetische Varianten dieser Bakterienart wie EHEC-Stämme können dagegen schwere Erkrankungen auslösen.

Akne (Acne vulgaris) zählt zu den häufigsten Hautkrankheiten weltweit. Zeitweise leiden bis zu 85 Prozent aller Jugendlichen daran. Abgesehen vom Einfluss der Propionibakterien sind für die Entstehung von Akne noch andere Faktoren wie Hormonspiegel und Talgproduktion der Haut von Bedeutung. Zur Therapie werden zurzeit unterschiedliche Medikamente, darunter auch Antibiotika, eingesetzt, die aber nicht immer wirksam sind.

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