Nibelungenlied im UNESCO-Weltdokumentenerbe

Das Internationale Komitee für das UNESCO-Programm "Memory of the World" hat das Nibelungenlied in das Weltdokumentenerbe aufgenommen
Eine Seite aus der Nibelungenhandschrift A, die in der bayerischen Staatsbibliothek München aufbewahrt wird.
Eine Seite aus der Nibelungenhandschrift A, die in der bayerischen Staatsbibliothek München aufbewahrt wird.
© Bayerische Staatsbibliothek München
München - Die drei wichtigsten vollständigen Handschriften des Nibelungenliedes sind soeben in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen worden. Dies sind die Handschrift A, aufbewahrt in der Bayerischen Staatsbibliothek in München, die Handschrift B im Kloster St. Gallen sowie die Handschrift C, die sich in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe befindet.

Das Nibelungenlied ist die bedeutendste deutsche Heldendichtung des Mittelalters. Entstanden ist es im Hochmittelalter, vermutlich Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts, die erzählte Zeit ist aber ungefähr die Zeit der Völkerwanderung. Ein historischer Kern ist die Zerschlagung des Burgunderreiches im Raum Worms um das Jahr 436. Der Autor oder die Autoren des Nibelungenliedes sind bis heute unbekannt. Der Text des Nibelungenlieds ist in 35 (elf vollständigen und 24 fragmentarischen) deutschen Handschriften erhalten. Im 19. Jahrhundert bezeichnete der Germanist Karl Lachmann die ältesten vollständigen Handschriften mit den Buchstaben A, B und C. Dabei ordnete er erhalten gebliebene vollständige Texte nach ihrem Stil diesen drei Siglen zu. Heute sind die Handschriften A und C im Internet als Digitalisate für die interessierte Öffentlichkeit allgemein zugänglich: Die Handschrift A aus der Bayerischen Staatsbibliothek ist unter http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0003/bsb00035316/images/index.html abrufbar. Die Handschrift C ist von der Badischen Landesbibliothek digitalisiert und nach nach Strophen geordnet unter http://www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/nib/uebersicht.html einsehbar. Überdies bietet die Seite der Badischen Landesbibliothek auch Lesungen von Ausschnitten des Nibelungenliedes in Mittelhochdeutsch im MP3-Format.

Das Nibelungenlied handelt von der reichen Wormser Prinzessin Kriemhild, die sich in keinen Mann verlieben möchte, weil sie Angst hat, den Geliebten durch unglückliche Umstände oder durch Kämpfe wieder zu verlieren. Siegfried, den Königssohn von Xanten, reizt genau dies und er zieht nach Worms mit der heimlichen Absicht, Kriemhilds Herzu gewinnen. Noch bevor er in Worms ankommt, eilt ihm der Ruf voraus, den Schatz des verstorbenen Königs Nibelung erworben zu haben, indem er dessen Söhne erschlug, die bei der Erbteilung in Streit gekommen waren. Außerdem war dem Hof in Worms bekannt, dass Siegfried einst einen Drachen getötet und nach einem Bad im Drachenblut unverwundbar geworden war. Als Vorwand, um am Wormser Königshof bleiben zu können, bietet Siegfried Kriemhilds Brüdern seine Dienste bei der Bekämpfung von Feinden an. Mit der Zeit macht sich Siegfried den Wormsern unentbehrlich, und Gunther, Kriemhilds ältester Bruder erkennt, dass es Siegfried vor allem um Kriemhilds Gunst geht. Siegfried will aber erst dann offiziell um Kriemhild werben, wenn sich auch für Gunther eine Frau gefunden hat. Der möchte Brünhild von Island heiraten, von der es heißt, dass sie magische Kräfte habe, solange sie jungfräulich bleibe. Brünhild verlangt von Gunther, dass sie ihn in drei Kampfspielen besiege, nur dann wolle sie ihn zum Mann nehmen. Siegfried, der scheinbar als Gunthers Gefolgsmann mit nach Island gekommen war, kann sich durch eine Tarnkappe, die er in früheren Abenteuern errungen hat, unsichtbar machen. Durch diese Tarnkappe besiegt Siegfried Brünhild so, dass sie glaubt, Gunther habe dies geleistet. Brünhild steht zu ihrem Versprechen und heiratet Gunther. Nun heiraten auch Siegfried und Kriemhild.

Doch mit der Zeit kommt in Brünhild der Verdacht auf, irgendwie betrogen worden zu sein, da Siegfried sich in Worms so gar nicht mehr wie ein Gefolgsmann verhält, sondern wie jemand, der Gunther ebenbürtig ist. Eines Tages geraten die beiden Frauen während des Zusehens bei einem Turnier über die Frage in Streit, welcher der beiden Männer der Ranghöhere ist. Kriemhild demütigt Brünhild, indem sie offenbart, wer Brünhild damals in Island in Wahrheit besiegt hat. Brünhild ist darüber so außer sich, dass sie ein williges Opfer im Intrigenspiel des Hagen von Tronje, eines wichtigen Gefolgsmannes von Gunther wird. Dieser denkt seit Siegfrieds Ankunft am Wormser Hof nur daran, wie er in den Besitz des sagenhaften Nibelungenschatzes kommen könnte. Nun überzeugt er auch Gunther davon, dass es für das Wormser Reich nur gut sei, wenn Siegfried getötet würde. Durch eine List entlockt Hagen Kriemhild das Geheimnis um Siegfrieds einzige verwundbare Stelle und tötet ihn auf einer einzig zu diesem Zweck inszenierten Jagdveranstaltung. Jahre später findet Kriemhild, die früh erkannt hat, wer Siegfrieds Mörder war, die Möglichkeit zu einer grausamen Racheaktion, in deren Verlauf tausende Krieger und Gefolgsleute umkommen und auch sie selbst den Tod findet.

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Quelle: Bayerische Staatsbibliothek München


 

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