Neuer Ansatz für Pille für den Mann

Wirkstoff vermindert Anzahl und Beweglichkeit von Spermien bei Mäusen
Spermium befruchtet Eizelle
Spermium befruchtet Eizelle
© Wikimedia Commons
Boston (USA) - Eine Substanz, die bisher gegen Krebs eingesetzt wurde, könnte als Grundlage einer Hormon-freien Pille für den Mann dienen. Wie US-Forscher berichten, macht der Wirkstoff männliche Mäuse vorübergehend unfruchtbar. Der Effekt ist reversibel und das Sexualverhalten der Tiere wird nicht verändert. Die Ergebnisse seien durchaus auf den Menschen übertragbar, da eine zentrale Komponente in der Produktion von Samenzellen blockiert wird, heißt es im Fachmagazin „Cell“. Nach Absetzung des Mittels werden wieder völlig gesunde Nachkommen gezeugt, heben die beteiligten Forscher hervor.

“Dieser Wirkstoff hat eine schnelle, reversible Reduktion der Anzahl und Beweglichkeit von Samenzellen zur Folge“, sagt James Bradner vom Dana Farber Cancer Institute in Boston. Der leitende Wissenschaftler der Studie betont, dass dabei weder das Sexualverhalten noch die Libido der Tiere beeinflusst wird. Das kleine Molekül namens JQ1 ist deshalb so wirksam, weil es spezifisch in die Samenproduktion eingreift. Dort blockiert es das Protein BRDT, das für die Fertilität essenziell ist. Ist die Funktion von BRDT beeinträchtigt, kann die Samenzelle nicht mehr richtig heranreifen.

JQ1 hat den Vorteil, dass es die Barriere zwischen Blut und Hoden mühelos überwinden kann, um an die Sperma produzierenden Zellen zu gelangen. Dort wirkt es zwar auf BRDT, beeinflusst aber nicht die Produktion des Sexual-Hormons Testosteron. Auch die Übertragbarkeit von der Maus auf den Menschen halten die beteiligten Wissenschaftler für sehr wahrscheinlich. Denn das Protein BRDT ist beim Menschen sehr ähnlich aufgebaut. In einem Kommentar zu den Forschungsergebnissen bezeichnet William Bremner von der University of Washington den neuen Ansatz als einen „Durchbruch für die Empfängnisverhütung“.

Hintergrund:

Ursprünglich war JQ1 als Mittel gegen Krebs synthetisiert worden. Benannt nach einem Chemiker, Jun Qi, wirkt JQ1 gegen Lungen- und Blutkrebs. Bradner und seine Gruppe wurden auf JQ1 aufmerksam, weil es gegen Proteine aus der Familie wirkt, zu der auch BRDT gehört. Außerdem war bereits bekannt, dass Mäuse ohne BRDT unfruchtbar sind. BRDT ist notwendig, damit während der Sperma-Produktion die Struktur von Chromatin verändert werden kann. Chromatin ist die Kombination von DNA und Proteinen, die den Inhalt des Zellkerns bildet.

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