Neue Spuren des rätselhaften Volkes der Hyksos in Ägypten gefunden

Die älteste Keilschrifttafel, die bislang in Ägypten gefunden wurde, sowie eine in einem Palast bestattete Pferdestute sind soeben entdeckt worden und liefern neue Hinweise
Skelett einer im Hyskos-Palast bestatteten Pferdestute
Skelett einer im Hyskos-Palast bestatteten Pferdestute
© Österreichisches Archäologisches Institut (ÖAI), Kairo
Wien (Österreich) - In der Geschichte des alten Ägyptens gab es nicht nur glanzvolle Momente: Im 17. Jahrhundert vor Christus geriet Ägypten in die Abhängigkeit einer fremden Dynastie aus Vorderasien, der Hyksos, über die bisher nicht viel bekannt ist. Jetzt entdeckten österreichische Forscher in der Nähe einer alten Palastanlage der Hyksos die bisher älteste Keilschrifttafel, die je in Ägypten gefunden wurde. Außerdem fanden sie die Überreste einer in einem alten Hyksos-Palast bestatteten Pferdestute. Diese Funde können wertvolle Aufschlüsse über die rätselhafte fremde Dynastie im Pharaonenland geben.

Die Hyksos eroberten im 17. Jahrhundert vom nordöstlichen Nildelta aus ganz Ägypten und konnten sich rund ein Jahrhundert in Ägypten halten. Dann wurden sie von den Ägyptern besiegt. Auaris, die Hauptstadt der Hyksos, entdeckten Manfred Bietak von der Universität Wien und Kollegen bereits 1966 auf einem Ruinenhügel namens Tell el-Dab'a im Nordosten Ägyptens. 2005 fanden die Forscher schließlich einen ausgedehnten Palastbezirk der Hyksos-Zeit. Im Frühjahr dieses Jahres entdeckten sie dort nun eine babylonische Keilschrifttafel aus den letzten Jahrzehnten des Altbabylonischen Reiches. Diese Keilschrifttafel "belegt die unerwartet weit reichenden diplomatischen Beziehungen der Dynastie der Hyksos", erklärt Bietak. Auch die bestattete Pferdestute gibt Aufschluss über das Leben der Hyksos: Die Forscher vermuten, dass es das Lieblingstier des Herrschers der Hyksos war. Gleichzeitig handelt es sich hier um die bisher älteste Pferdebestattung in Ägypten.

Die Herkunft der Hyksos ist umstritten. Als relativ sicher gilt, dass sie aus Vorderasien kamen. Vermutlich waren es zum großen Teil Amurriter sowie weitere Stämme aus Kanaan und den heutigen syrisch-libanesischen Küstengebieten. An Neuerungen brachten die Hyksos die Streitwagen-Kampftechnik mit. Und die Ägypter übernahmen von ihnen das Vokabular, das mit Pferden zusammenhing, die offenbar die große Leidenschaft der Hyksos waren, wie auch die bestattete Pferdestute ahnen lässt. Sie fügten auch dem ägyptischen Götterkreis Reschef und Astarte hinzu - beides Schutzgottheiten der Pferde.

Um 1532 vor Christus wurden die Hyksos durch Pharao Ahmose aus Ägypten vertrieben. Als die Hyksos versuchten, ein Bündnis mit den Kerma in Nubien zu schließen, fingen die Ägypter einen entsprechend ausgerüsteten Boten auf seiner Reise über die Oasen der libyschen Wüste von den Ägyptern ab. Danach gelang Ahmose der Überraschungsangriff auf das Delta. Der rund hundertjährigen Hyksos-Episode haben die Ägypter später in ihrer Geschichtsschreibung kaum noch gedacht.

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Quelle: Universität Wien


 

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