Neue Nachbarn im Weltall entdeckt

Ein Doppelsternsystem aus zwei Braunen Zwergen ist mit gut sechs Lichtjahren Entfernung unser drittnächstes Sonnensystem
So könnten die beiden Braunen Zwerge aussehen. Es handelt sich bei ihnen um Riesenplaneten, die zu klein sind, um ein Sonnenfeuer zu zünden.
So könnten die beiden Braunen Zwerge aussehen. Es handelt sich bei ihnen um Riesenplaneten, die zu klein sind, um ein Sonnenfeuer zu zünden.
© Janella Williams, Penn State University
University Park (USA) - Nicht jeder neue Nachbar stellt sich als Bereicherung heraus. Dieser aber wird Astronomen wahrscheinlich viel Freude bescheren: Ein amerikanischer Forscher hat ein erdnahes Sternsystem entdeckt, das aus zwei Braunen Zwergen besteht. Dies sind leuchtschwache Riesenplaneten, die nicht groß genug sind, um ein richtiges Sonnenfeuer zu zünden. Sie sind deshalb keine vollwertigen Sterne, sondern eher große Versionen von Jupiter, dem größten Planeten unseres Sonnensystems. Ihre geringe Leuchtkraft führte dazu, dass sie nicht schon viel eher entdeckt wurden. Das WISE J104915.57-531906 getaufte Sternensystem könnte aber dennoch weitere Planeten besitzen. Benannt wurde es nach dem Weltraumteleskop WISE, auf dessen Aufnahmen der Astronom fündig wurde. Seine Forschungsarbeit wird in den „Astrophysical Journal Letters“ erscheinen.

„Der Abstand zu den beiden Braunen Zwergen beträgt nur sechseinhalb Lichtjahre“, sagt Kevin Luhmann von der Penn State University. „Es wird wegen seiner Nähe zur Erde ein hervorragender Ort für die Jagd nach Planeten sein.“ Näher als das neue Sternsystem sind nur Alpha Centauri mit gut vier und Barnards Stern mit sechs Lichtjahren Entfernung. Obwohl aber Alpha Centauri seit 1839 und Barnards Stern seit 1916 bekannt sind, konnte seit knapp 100 Jahren kein näheres Sternsystem gefunden werden. Dass der Fund erst jetzt gemacht wurde, lag nicht nur an der schwachen Leuchtkraft der Braunen Zwerge, sondern auch daran, dass sie von der Erde aus gesehen vor der galaktischen Scheibe unserer Milchstraße vorbeiziehen. Vor diesem dicht gesprenkelten Hintergrund ist es mitunter sehr schwierig, schwach leuchtende Himmelskörper zu identifizieren, weshalb dies keine bevorzugte Blickrichtung für die Suche nach solchen Objekten ist.

Der Nachweis der beiden Braunen Zwerge verlangte dem Forscher einiges an Detektivarbeit ab. Das WISE-Teleskop hat über ein Jahr lang, bis Anfang 2011, den gesamten Himmel mehrfach vermessen. „Auf diesen Zeitraffer-Aufnahmen konnte ich sehen, dass dieses System sehr schnell über den Himmel zieht. Das war ein entscheidender Hinweis darauf, dass es sich wahrscheinlich sehr nahe zu uns befindet“, so Luhmann weiter.

Aus der gemessenen Bewegung extrapolierte er auf den früheren Aufenthaltsort und verglich ihn mit alten Aufnahmen. Durch die Bewegung am Himmel relativ zur Erde konnte er die Entfernung des neuen Systems bestimmen. Zunächst sahen die Bilder noch nach einem einzelnen Himmelskörper aus. Dank der überraschenden Nähe erhielt er Messzeit am Gemini-Observatorium in Chile, so dass er hochauflösende Spektralaufnahmen machen konnte. Diese offenbarten nicht nur, dass es sich um zwei Sterne statt einem handelte. Es zeigte sich auch, dass beide Objekte vergleichsweise kalt waren und es sich deshalb um Braune Zwerge handeln musste.

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