Neuartige Kombinationstherapie gegen Fettleibigkeit

In Kombination mit vorhandenen Medikamenten könnte das Sättigungshormon Leptin eine dauerhafte Gewichtsabnahme bewirken
Das Endoplasmatische Reticulum (3,4) steht auch in Verbindung mit der Zellkernhülle (1).
Das Endoplasmatische Reticulum (3,4) steht auch in Verbindung mit der Zellkernhülle (1).
© Magnus Manske
Boston (USA) - Das Appetit hemmende Hormon Leptin wäre ein ideales Mittel gegen starkes Übergewicht. Leider verliert es bei Fettleibigen schnell seine Wirkung. Jetzt haben amerikanische Mediziner nicht nur die Ursache dieser Leptinresistenz gefunden, sondern auch Medikamente, die die natürliche Wirksamkeit des Hormons wiederherstellen. Durch eine entsprechende Kombinationstherapie ist es erstmals gelungen, fettleibige Mäuse erfolgreich zu behandeln. Da die Medikamente bereits zugelassen sind - wenn auch zur Behandlung anderer Krankheiten - könnten klinische Studien schon bald beginnen, schreiben die Forscher im Fachblatt "Cell Metabolism".

Trotz jahrelanger Bemühungen von Industrie und Forschungsinstituten hätte man bisher noch kein Mittel gefunden, das die Leptinwirkung bei einer Leptinresistenz wiederherstellt, sagen Umut Ozcan von der Harvard Medical School in Boston und seine Kollegen. Erst jetzt fanden die Forscher heraus, warum die Hirnzellen im Hypothalamus bei Fettleibigkeit nicht mehr auf das von Fettzellen gebildete Hormon reagieren. Die Ursache war ein Defekt in der Funktion des Endoplasmatischen Reticulums, eines normalen Bestandteils jeder Zelle, das aus einem System von Kanälen, Vesikeln und anderen Hohlräumen besteht. Sämtliche neu gebildete Proteine werden zunächst in dieses Membranlabyrinth eingeschleust. Mithilfe anderer Proteine, der Chaperone, erhalten sie dort erst ihre dreidimensionale Struktur, die für ihre biologische Funktion nötig ist. In den Hirnzellen fettleibiger Mäuse stellten die Forscher eine Überlastung der Chaperone fest, was Stressreaktionen auslöst. Als Folge davon waren die Zellen auch nicht mehr in der Lage, auf Leptin zu reagieren.

Schließlich behandelten die Forscher kranke Mäuse mit den chemisch hergestellten Chaperonen 4-Phenylbutyrat (PBA) oder Tauroursodeoxycholsäure (TUDCA). Beide Wirkstoffe sind bereits als Medikamente für die Behandlung verschiedener Krankheiten zugelassen. In den Tierexperimenten verbesserten sie die Wirksamkeit von Leptin um das Zehnfache. Die fettleibigen Mäuse verloren auch dann noch Gewicht, wenn sie weiter fettreiche Kost erhielten. Eine derartige Kombinationstherapie, so die Forscher, könnte die Grundlage für eine neuartige Behandlung von Fettleibigkeit sein.

Cell Press
Quelle: "Endoplasmic Reticulum Stress Plays a Central Role in Development of Leptin Resistance", Lale Ozcan et al., Cell Metabolism, Vol. 9, p. 35, 2009, DOI: 10.1016/j.cmet.2008.12.004


 

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