Nasenabstrich reicht: Schneller Test auf Lungenkrebs

Mit Gen-Chips ermitteltes Muster von Genaktivitäten in Zellen der Nasenschleimhaut kann bei Rauchern einen Lungentumor bestätigen oder ausschließen
Bronchoskopisches Bild eines Bronchialkarzinoms (Pfeile), das den linken Oberlappenbronchus bereits leicht einengt
Bronchoskopisches Bild eines Bronchialkarzinoms (Pfeile), das den linken Oberlappenbronchus bereits leicht einengt
© Wikipedia / Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
Boston (USA) - Raucher haben ein stark erhöhtes Risiko für Lungenkrebs. Bei Vorsorgeuntersuchungen durch Computertomographie werden bei ihnen zwar oft krankhafte Veränderungen in der Lunge entdeckt. Doch für eine gesicherte Diagnose ist zusätzlich eine Bronchoskopie erforderlich – meist mit negativem Befund. Jetzt konnten amerikanische Mediziner zeigen, dass die genetische Untersuchung eines einfachen Abstrichs von der Nasenschleimhaut genügt, um einen Lungentumor auszuschließen. Der häufige Kontakt mit krebsauslösendem Tabakrauch verändert offenbar die Aktivität zahlreicher Gene in der Nasenschleimhaut auf dieselbe Weise wie in den Bronchien. Das Muster der Genaktivität erlaubt einen zuverlässigen Rückschluss auf die Existenz eines Lungentumors, berichten die Forscher im „Journal of the National Cancer Institute“. Das neue Verfahren könnte kostspielige Lungenbiopsien überflüssig machen.

„In unserer Studie wollten wir ermitteln, ob krebsassoziierte Genaktivitäten auch in der leichter zugänglichen Nasenschleimhaut nachgewiesen werden könnten“, sagt Avrum Spira von der Boston University. Sein Forscherteam hatte in früheren Arbeiten bereits gezeigt, dass veränderte Aktivitäten von Genen in Zellen der Bronchien einen Lungentumor bei Rauchern nachweisen oder ausschließen können. Dieses Testverfahren beruht auf dem Einsatz von Gen-Chips, auch Microarrays genannt, die vergleichende Messungen sämtlicher oder ausgewählter Gene des Genoms ermöglichen. Ein Nachteil des Verfahrens ist die relativ aufwendige Entnahme einer Gewebeprobe aus den Bronchien.

Für die neue Studie analysierten die Mediziner Abstriche der Nasenschleimhaut von etwa 500 Rauchern und ehemaligen Rauchern. Diese waren Teilnehmer zweier Studien und unterzogen sich wegen des Verdachts auf Lungenkrebs einer Bronchoskopie. Die endgültige Diagnose nach dem Ergebnis der Gewebeuntersuchung und Berücksichtigung anderer Faktoren lag erst im Laufe eines Jahre vor. Bei 300 Patienten wurden die entnommenen Proben auch mit Gen-Chips getestet. Aufgrund der molekularbiologischen Analyse von 375 Nasenabstrichen aus der ersten Studie identifizierten die Forscher 535 Gene, deren Aktivität bei später diagnostiziertem Krebs höher oder geringer war als bei Patienten mit negativem Befund. Das Aktivitätsmuster entsprach weitgehend dem der Proben nach Bronchoskopie. Die Ergebnisse bestätigten sich in Untersuchungen von 130 Nasenabstrichen aus der zweiten Studie. Die Gene, die bei den Krebspatienten eine schwächere Aktivität aufwiesen, standen in Verbindung mit der DNA-Reparatur, dem programmierten Zelltod (Apoptose) und immunologischen Signalwegen. Das steht in Einklang mit der Annahme, dass durch das Rauchen die Immunabwehr geschwächt und so eine Krebsentwicklung begünstigt wird.

In Kombination mit anderen Einflussfaktoren wie Alter und Ausmaß des früheren und aktuellen Tabakkonsums genügte die Analyse von 30 Genen der Nasenschleimhautzellen, um mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Lungenkarzinom ausschließen oder bestätigen zu können. Damit stünde eine einfache und nicht invasive Methode für einen schnellen Krebstest zur Verfügung. Das Verfahren könnte bei allen Personen mit erhöhtem Risiko für Lungenkrebs eingesetzt werden, wobei die Probenahme keine Spezialgeräte und erfahrene Ärzte voraussetzt und den Patienten unnötige Bronchoskopien erspart blieben.

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