Nahrungsfett stimuliert Langzeitgedächtnis

Eine Substanz, die bei der Verdauung von Fett im Darm entsteht, verbessert das Erinnerungsvermögen
Leberwurst besteht zu mehr als 25 Prozent aus Fett
Leberwurst besteht zu mehr als 25 Prozent aus Fett
© Sir James
Irvine (USA) - Aus Fettbestandteilen der Nahrung wird im Darm ein Botenstoff gebildet, der den Appetit drosselt. Derselbe Botenstoff verbessert auch das Erinnerungsvermögen, haben jetzt amerikanische Forscher bei Ratten festgestellt. Das aus Nahrungsfetten entstehende Oleoylethanolamid (OEA) fördert das Abspeichern kurz zuvor gemachter Erfahrungen im Langzeitgedächtnis. Das könnte ein natürlicher Mechanismus sein, der Säugetieren hilft, sich an wertvolle, fettreiche Nahrungsquellen zu erinnern. Ein OEA-ähnlicher Wirkstoff ließe sich vielleicht therapeutisch bei Gedächtnisproblemen einsetzen, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)".

"Oleoylethanolamid ist Bestandteil des molekularen Leims, der Erinnerungen haften lässt", sagt Daniele Piomelli von der University of California in Irvine. Er bewirke, dass Säugetiere sich besser erinnern, wo und wann sie eine fettreiche Mahlzeit erhalten haben. In der Natur ist Nahrung mit einem hohen Fettanteil Mangelware. Daher könnte es ein für das Überleben wichtiges Werkzeug der Evolution gewesen sein, sich an erfolgreiche Nahrungssuchen gut zu erinnern. OEA entsteht im Dünndarm bei der Verwertung von Fett. Bekannt ist, dass es im Gehirn ein Sättigungsgefühl erzeugt, wenn es in größerer Menge gebildet wird.

Piomelli und seine Kollegen injizierten Ratten OEA vor oder kurz nach einem Lerntraining. Am nächsten Tag erinnerten sich die Tiere besser an das Neugelernte als unbehandelte Ratten. Eine Injektion drei Stunden nach dem Lernprozess oder noch später hatte keinen Effekt mehr auf die Gedächtnisleistung. Die Forscher vermuten, dass OEA dabei hilft, Inhalte aus dem Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis zu übertragen und damit zu festigen. Sie halten es für möglich, dass sich Medikamente mit ähnlicher Wirkung zur Behandlung nachlassender Gedächtnisleistungen einsetzen ließen.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "The fat-induced satiety factor OEA enhances memory consolidation", Patrizia Campolongo et al.; Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), Online-Publikation, http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.0903038106


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg