Mundkeim fördert Wachstum von Darmkrebs

Fusobakterien können sich an Darmzellen anheften und dadurch krebsauslösende Reaktionen in Gang setzen
Regelmäßige Zahnpflege verhindert auch ein übermäßiges Wachstum von Fusobakterien im Mund.
Regelmäßige Zahnpflege verhindert auch ein übermäßiges Wachstum von Fusobakterien im Mund.
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Cleveland/Boston (USA) - Einerseits gehören Fusobakterien zu den normalen Mundkeimen gesunder Menschen. Andererseits können sie an Infektionen beteiligt sein, die bei schlechter Zahnpflege zu einer Parodontitis führen. Darüber hinaus gab es erste Hinweise darauf, dass Fusobacterium nucleatum auch eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Darmkrebs spielen könnte. Diesen Verdacht bestätigen jetzt die Ergebnisse zweier amerikanischer Forscherteams. Sie zeigen, dass sich Fusobakterien über spezielle Moleküle an die Zellen der Darmwand anheften können und dadurch krebsfördernde Entzündungsreaktionen auslösen. Die Vermehrung dieser Bakterien im Mund zu begrenzen und die Bindung an die Darmzellen zu verhindern könnte das Darmkrebsrisiko senken, schreiben die Forscher im Fachblatt „Cell Host & Microbe“.

„Unsere Entdeckung eines Zusammenhangs zwischen diesem Krebs und einer Infektion könnte es ermöglichen, neue diagnostische Werkzeuge und Therapien zu entwickeln“, sagt Yiping Han, Leiterin des Forscherteams an der Case Western Reserve University in Cleveland. Vor einem Jahr hatten andere Forscher ein vermehrtes Vorkommen von Fusobacterium nucleatum im Gewebe von Dickdarmkarzinomen und ihren Vorstufen entdeckt. Ob diese Besiedlung aber Ursache oder Folge des Tumorwachstums war, blieb ungeklärt. Wissenschaftler um Wendy Garrett von der Harvard School of Public Health zeigten nun in Experimenten mit Mäusen, dass die Fusobakterien Entzündungsreaktionen auslösen, die ein Wachstum von Krebszellen fördern. Dieser Prozess ist bereits in Darmpolypen nachweisbar, die sich erst noch zu Tumoren entwickeln.

Han und ihre Kollegen fanden heraus, wie sich die Fusobakterien an die Darmzellen anheften: Das geschieht über sogenannte Adhäsin-Moleküle an der Oberfläche der Bakterien. Das Fusobakterien-Adhäsin FadA verbindet sich mit einem Protein, dem E-Cadherin, an der Oberfläche der Darmzellen. Dieser Kontakt setzt in den Zellen eine Signalkette in Gang und aktiviert Gene, welche Entzündungen und Krebswachstum auslösen. Mit einem chemisch hergestellten Eiweißstoff gelang es den Forschern, die Bindung zwischen dem bakteriellen Adhäsin und seiner E-Cadherin-Andockstelle zu verhindern. Ein solcher Hemmstoff wäre möglicherweise geeignet, die Krebsentwicklung im Anfangsstadium zu blockieren. Außerdem ließe sich die Darmkrebsdiagnose verbessern, indem man die Menge an Fusobakterien-Adhäsin im Gewebe von Darmpolypen ermittelt. Dieser Wert war bei Krebswachstum zehn- bis hundertfach höher als bei gesunden Patienten. Die Ergebnisse weisen auch darauf hin, wie wichtig eine gute Mundhygiene ist, sagt Han. Denn durch fortschreitende Zahnfleischentzündungen, die eine Vermehrung der Fusobakterien im Mund begünstigen, könnte das Risiko für Dickdarmkrebs steigen.

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