Mumien bei den alten Griechen

Nicht nur die alten Ägypter kannten Mumien - Forscher vermelden erste Hinweise auf Einbalsamierung im römischen Griechenland um 300 nach Christus
Sichtbare braune Härchen und diverse Weichteilreste am Schädel der etwa 1700 Jahre alten Frauenleiche
Sichtbare braune Härchen und diverse Weichteilreste am Schädel der etwa 1700 Jahre alten Frauenleiche
© C. Papageorgopoulou / Universität Zürich
Zürich (Schweiz)/Komotini (Griechenland) - Die Mumifizierung von Toten wurde offenbar nicht nur von den alten Ägyptern praktiziert. Auch im antiken Griechenland scheint dies in manchen Schichten üblich gewesen zu sein. Bisher hatte man dies aufgrund schriftlicher Quellen nur vermutet - doch jetzt entdeckte ein schweizerisch-griechisches Forscherteam erstmals konkrete Hinweise auf Einbalsamierung an den sterblichen Resten einer griechischen Frau. Der Fund stammt, wie die Forscher im "Journal of Archaeological Science" darlegen, aus dem römischen Griechenland um das Jahr 300 nach Christus.

"Noch nie konnten für diese Zeitperiode in Griechenland solche Einbalsamierungssubstanzen nachgewiesen werden", erklärt Christina Papageorgopoulou vom Anatomischen Institut der Universität Zürich. Bisher war nur aufgrund von historischen schriftlichen Quellen vermutet worden, dass auch im römischen Griechenland möglicherweise ausgewählte Personen einbalsamiert wurden.

Die sterblichen Überreste einer ungefähr 55-jährigen Frau, die vermutlich aus der sozialen Oberschicht stammt, wiesen diverse Weichteile, Haare und Teile eines goldbestickten Seidengewandes auf. Neben makroskopischen und anthropologischen Analysen wurden unter anderem elektronenmikroskopische und gaschromatographisch-massenspektrometrische Untersuchungen durchgeführt. Dabei fanden die Wissenschaftler diverse Einbalsamierungssubstanzen wie zum Beispiel Myrrhe, Fette und Harze, jedoch kaum einen konservierenden Einfluss durch den umgebenden Bleisarg aus römischer Zeit. Diese Befunde ermöglichen es, das Wissen über die Verwendung von gewebserhaltenden, anti-bakteriellen und anti-oxidativen Substanzen beim Totenkult im römischen Griechenland wesentlich zu erweitern.

Historisch ist der Fund der Spätantike zuzuordnen. Griechenland gehörte um 300 nach Christus zum Römischen Reich. Im Jahr 330 bauchte der römische Kaiser Konstantin der Große die alte griechische Gründung Byzanz aus, die nach der Teilung in ein weströmisches und ein oströmisches Reich 395 die Wiege des byzantinischen Reiches wurde.

Universität Zürich
Quelle: "Indications of embalming in Roman Greece by physical, chemical and histological analysis", C. Papageorgopoulou, N.I. Xirotiris, P.X. Iten, M.R. Baumgartner, M. Schmid, F. Rühli; Journal of Archaeological Science, 2008, im Druck


 

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