Multiple Sklerose: Schichtdienst in jungen Jahren erhöht Erkrankungsrisiko

Gestörter Tag-Nacht-Rhythmus könnte Entwicklung der Autoimmunerkrankung begünstigen
Stockholm (Schweden) - Wechselnde Schichten in den Jugendjahren erhöhen offenbar die Wahrscheinlichkeit, an Multipler Sklerose (MS) zu erkranken: Wer vor 20 schon im Schichtdienst arbeitet, hat ein rund zweifach höheres Erkrankungsrisiko. Diesen Zusammenhang haben schwedische Forscher gefunden, als sie Daten von mehr als 13.000 Menschen analysierten - knapp die Hälfte davon MS-Patienten. Als entscheidende Faktoren vermuten sie Schlafdefizite und Störungen im Tag-Nacht-Rhythmus, berichten sie im Fachblatt "Annals of Neurology". Die exakten zugrundeliegenden Mechanismen bleiben allerdings noch unklar und bedürfen weiterer Forschungsarbeit.

"Unsere Analyse zeigt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Schichtarbeit in jungen Jahren und dem Auftreten von MS", erklärt Anna Karin Hedström vom Karolinska Institutet in Stockholm. Die Tatsache, dass sie den Zusammenhang bei zwei unabhängigen Studien gefunden haben, sei ein starker Hinweis darauf, dass es eine echte Verbindung zwischen Schichtdienst und dem Erkrankungsrisiko gibt. Hedström und ihre Kollegen hatten Daten aus zwei umfangreichen schwedischen Studien analysiert - eine mit 1343 MS-Patienten und 2900 Kontrollpersonen und eine zweite mit 5129 MS-Patienten and 4509 Kontrollpersonen. Die Forscher verglichen das Auftreten von MS zwischen Probanden, die in unterschiedlichen Altersabschnitten im Schichtdienst gearbeitet hatten, und jenen, die nie im Leben Schicht gearbeitet hatten. Das Alter der Teilnehmer insgesamt lag zwischen 16 und 70 Jahren.

Sie stellten fest: Bei denjenigen aus der ersten Gruppe hatten Probanden, die vor einem Alter von 20 drei Jahre oder länger Schichtarbeit verrichtet hatten, im Vergleich zu Nicht-Schichtarbeitern ein zweifach erhöhtes Risiko für die Erkrankung. In der anderen Gruppe ergab sich ein ähnliches Bild - wer als Teenager in Schichten gearbeitet hatte, hatte ein mehr als zweifach erhöhtes Risiko.

Schichtarbeit erhöht das Risiko für eine Reihe von Erkrankungen, darunter Herz-Kreislaufprobleme, Schilddrüsenstörungen und Krebs. Unter anderem vermuten Experten Schlafentzug und die Störung der inneren Uhr als zentrale Faktoren für diesen Zusammenhang. Die Folge sind zum Beispiel entzündliche Reaktionen des Immunsystems. Da entzündliche Prozesse auch bei MS eine Rolle spielen, könnten auch Umwelteinflüsse wie verminderter Schlaf, wie er durch Schichtdienst ausgelöst werden kann, die Entwicklung der Autoimmunerkrankung beeinflussen.

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Quelle: "Shift Work at Young Age is Associated with Increased Risk for Multiple Sclerosis", Anna Karin Hedström et al.; Annals of Neurology, DOI:10.1002/ana.22597)


 

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