Mikroben in der Wohnung – und wo sie herkommen

Artenspektrum der Bakterien wird beeinflusst durch das Geschlecht der Bewohner und die Anwesenheit von Haustieren – mögliche Bedeutung für Forensik
Haustiere haben einen großen Einfluss auf das Artenspektrum der Mikroben in der Wohnung.
Haustiere haben einen großen Einfluss auf das Artenspektrum der Mikroben in der Wohnung.
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Boulder (USA) - In unserer Wohnung sind wir täglich Mikroben ausgesetzt, die in der Raumluft schweben oder sich im Staub auf Oberflächen abgelagert haben. Diese stammen entweder aus der Umgebung des Hauses und sind durch die Luft oder mit Erdpartikeln hineingelangt, oder sie wurden von Menschen und Tieren in den Wohnräumen freigesetzt. Darunter können Bakterien sein, die Infektionen verursachen oder Schimmelpilze, die Allergien auslösen. Der Kontakt mit harmlosen Keimen kann aber auch nützlich sein, indem er bei Kleinkindern die Entstehung von Allergien verhindert. Im Hinblick auf diese gesundheitliche Bedeutung haben jetzt amerikanische Biologen das Artenspektrum von Pilzen und Bakterien in einer großen Zahl von Wohnungen analysiert. Dabei zeigten die gefundenen Pilzarten einen engen Zusammenhang mit der geografischen Lage des jeweiligen Wohnortes. Das Artenspektrum der Bakterien dagegen lieferte Hinweise darauf, ob mehr Männer oder Frauen dort leben und welche Haustiere es gibt, berichten die Forscher im Fachblatt „Proceedings of the Royal Society B”.

„Wir haben untersucht, welches die wichtigsten Faktoren sind, die das Spektrum der Pilz- und Bakterienarten in unseren Wohnungen bestimmen. Und wir wollen verstehen, wie diese Mikroben unsere Gesundheit beeinflussen“, schreiben die Wissenschaftler um Noah Fierer von der University of Colorado in Boulder. Sie sammelten Staubproben aus fast 1200 Wohnungen in sämtlichen Staaten zwischen Ost- und Westküste der USA. Es wurden jeweils zwei Abstriche genommen: Einer von der Staubschicht auf der oberen Türleiste im Hauptwohnbereich und der andere vom äußeren oberen Teil der Haustür. DNA-Analysen ergaben so für jede Wohnung jeweils ein Keimspektrum für den Innenbereich und die äußere Umgebung. Zusätzlich sammelten die Forscher Angaben über Merkmale der Wohnung und Eigenschaften der darin lebenden Menschen und Tiere. Insgesamt ermittelten sie 125.000 Isolate von Bakterienarten und 72.000 Isolate von Pilzarten.

Die Keimspektren im Staub der Außentüren unterschieden sich deutlich von denen im Innenbereich. Bei den Pilzen war dieser Unterschied aber geringer als bei den Bakterien. Die meisten Pilzarten in den Innenräumen stammten offenbar aus der äußeren Umgebung des Hauses. Aus der geografischen Lage und dem Klima des Wohnortes – von besonderer Bedeutung waren Jahresdurchschnittstemperatur und jährliche Niederschlagsmenge – ließ sich beispielsweise vorhersagen, welche Arten von allergieauslösenden Schimmelpilzen in der Wohnung zu erwarten sind. Am häufigsten wurden Arten der Gattungen Alternaria, Aspergillus und Phoma nachgewiesen.

Ganz anders bei den Bakterien: Deren Artenspektrum in den Innenräumen hing viel mehr mit den Hausbewohnern zusammen. Ein großer Anteil von Bakterien der Gattungen Prevotella, Porphyromonas, Moraxella und Bacteroides ließ mit 92-prozentiger Sicherheit auf einen Haushalt mit Hund schließen. Diese Keimarten sind in Speichel und Kot des Tieres vorhanden. Lebte eine Katze in der Wohnung, gelang eine entsprechende Vorhersage durch die Keimanalyse mit einer Sicherheit von 83 Prozent.

Waren mehr Männer als Frauen Mitglied der Wohngemeinschaft, fanden sich in erhöhter Zahl Hautbakterien wie Dermabacter und Corynebacterium im Staub. Das wäre dadurch zu erklären, dass Männer größere Mengen an Hautkeimen mit den Hautschuppen abstoßen als Frauen. Überwog die Zahl der Frauen in der Wohnung, äußerte sich das in höheren Keimzahlen an Milchsäurebakterien der Gattung Lactobacillus. Diese stammen, wie die Autoren vermuten, hauptsächlich aus der Vaginalflora. Lactobacillus-Bakterien im Hausstaub könnten eine Schutzwirkung auf die Entwicklung von Allergien und Asthma haben, schreiben die Autoren. Die Möglichkeit, vom Keimspektrum des Staubes auf das Geschlecht der Hausbewohner zu schließen, wäre auch für forensische Untersuchungen nützlich.

„Wer sich zu Hause anderen Pilzarten aussetzen will als bisher, der sollte am besten umziehen – und zwar möglichst weit weg. Wer etwas daran ändern will, welche Bakterienarten in seiner Wohnung leben, der muss sich nur neue Mitbewohner suchen“, so die knappe Zusammenfassung der Forscher.

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