Mikro-RNAs wirken wie Hormone
"Unseres Wissens ist das der erste eindeutige Nachweis dafür, dass sich Mikro-RNAs von einer Zelle zur anderen bewegen können", sagt Philip Benfey vom Duke Institute for Genome Sciences & Policy in Durham. Zusammen mit Yrjö Helariutta von der Universität von Helsinki und anderen Forschern untersuchte er Entwicklungsprozesse der Wurzel bei einer Arabidopsis-Art, einem Kreuzblütengewächs. Sie stellten fest, dass Zellen im äußeren Wurzelgewebe zwei Arten von Mikro-RNAs (MIR165a and 166b) freisetzen. Diese gelangen auf noch unbekannte Weise in den zentralen Teil der Wurzel, wo sie spezielle Gene von Zellen blockieren. Die gerichtet transportierten Mikro-RNAs bilden einen Konzentrationsgradienten, der die Zellen über ihre Position informiert und ihre weitere Entwicklung bestimmt. Aus den zentral gelegenen Zellen entwickeln sich dann die Leitbündel, deren Aufgabe der Ferntransport von Flüssigkeiten ist.
Es ist bekannt, dass Mikro-RNAs an der Regulation von Genaktivitäten beteiligt sind, indem sie die Boten-RNA von Genen inaktivieren. Wie jetzt bei Pflanzen nachgewiesen, könnten sie auch bei Tieren und Menschen eine zusätzliche Bedeutung für die Kommunikation zwischen Zellen haben, beispielsweise bei der Entwicklung des Gehirns. Ein Defekt dieser Funktion wäre eine mögliche Ursache von Krankheiten.