Mehr als nur Kosmetik: Neue Behandlung festigt schlaffe Haut

Ein unsichtbarer elastischer Film, der sich aus einer Silikoncreme bildet, verbessert verschiedene Hautfunktionen und lässt das Gesicht jünger erscheinen
Nach mehrfachem Auftragen der künstlichen Haut unterhalb des einen Auges (linke Bildseite) haben sich die Tränensäcke zurückgebildet (zum Vergleich auf der rechten Bildseite die entsprechende unbehandelte Region).
Nach mehrfachem Auftragen der künstlichen Haut unterhalb des einen Auges (linke Bildseite) haben sich die Tränensäcke zurückgebildet (zum Vergleich auf der rechten Bildseite die entsprechende unbehandelte Region).
© Olivo Labs, LLC / Creative Commons Attribution Non-Commercial No Derivatives license
Cambridge (USA) - Natürliches Altern und schädliche Umwelteinflüsse verändern die Haut. Dieser Prozess lässt sich nicht umkehren und durch kosmetische Mittel bisher nur wenig beeinflussen. Jetzt haben amerikanische Forscher eine gut verträgliche Substanz entwickelt, aus der nach dem Auftragen ein stabiler, elastischer Film auf der Haut entsteht. Diese festigt das Bindegewebe und erhält die Feuchtigkeit, so dass die Haut verjüngt erscheint. In einer Pilotstudie ist es mit Hilfe einer solchen zweiten Haut gelungen, ausgeprägte Tränensäcke vorübergehend zu beseitigen und Falten zu glätten. Doch nicht nur für kosmetische Zwecke, auch zur Behandlung von Hautwunden und Ekzemen könnte das neue Material geeignet sein, berichten die Chemiker und Mediziner im Fachblatt „Nature Materials”.

„Es ist eine unsichtbare Schutzschicht mit kosmetischem Effekt; sie könnte auch dazu dienen, ein Medikament auf eine bestimmte Hautfläche zu verabreichen“, sagt Daniel Anderson vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge. „Die Substanz musste die richtigen optischen und mechanischen Eigenschaften haben, damit sie gut aussieht und stabil genug ist, um ihre Funktion zu erfüllen“, ergänzt Robert Langer, der Leiter der Arbeitsgruppe. Die Forscher suchten nach einem Material, das sich einfach auf die Haut auftragen lässt und eine passgenaue zweite Haut bildet, ohne als unangenehm empfunden zu werden. Sie musste luftdurchlässig, stabil und elastisch sein und den Feuchtigkeitsgehalt trockener Haut verbessern.

Als besonders geeignete Ausgangsstoffe erwiesen sich bestimmte Silikone, sogenannte Siloxane, deren chemisches Grundgerüst aus langen Ketten alternierender Silizium- und Sauerstoffatome besteht. Nach Zugabe eines Platin-Katalysators vernetzen sich diese Polymere und bilden ein festes, aber stark dehnbares Material. Sowohl das Siloxan als auch der Katalysator werden in Form von Cremes nacheinander auf die Haut aufgetragen. Die entstehende Schicht bleibt 24 Stunden lang fest mit der Haut verbunden und löst sich durch Wasser nicht ab. Sie lässt sich auf das 2,5-Fache dehnen – die natürliche Haut nur auf das 1,8-Fache – und kehrt danach wieder in den Ausgangszustand zurück. Das übertrifft die elastischen Eigenschaften von zurzeit verwendeten Wundabdeckungen aus Silikon oder Polyurethan.

Mit kleinen Gruppen von Testpersonen prüften die Forscher die Verträglichkeit und Wirksamkeit ihrer zweiten Haut. So wurde bei zwölf Menschen mit deutlichen Tränensäcken täglich die eine Gesichtshälfte behandelt. Die andere Hälfte diente als Kontrolle. Die künstliche Haut übte einen Druck auf die darunter liegende Hautpartie aus und festigte dadurch das erschlaffte Bindegewebe des Unterlids, so dass die Tränensäcke weniger stark hervortraten. Die generell gut verträgliche Behandlung glättete auch Hautfalten und bewirkte ein insgesamt verjüngtes Aussehen. Andere Studien zeigten, dass die Siloxanhaut den Wasserverlust bei trockner Haut stärker verringerte als kommerzielle Feuchtigkeitscremes oder Vaseline. Durch Zusatz von Lichtschutzfaktoren könnte die erzeugte Haut auch als Sonnenschutzmittel dienen und eine durch UV-Strahlung beschleunigte Hautalterung verhindern. Derzeit untersuchen die Mediziner einen möglichen Einsatz zur Behandlung von Ekzemen. Dazu sollen der Siloxancreme Medikamente zugesetzt werden, die dann gezielt in erkrankte Hautpartien gelangen. In weiteren Arbeiten wollen die Wissenschaftler mögliche Langzeiteffekte nachweisen. So wäre es möglich, dass sich bei täglicher Anwendung Festigkeit und Elastizität des Hautgewebes anhaltend verbessern.

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