Lora kann Logik

Graupapageien sind in der Lage, Ursache und Wirkung eines logischen Zusammenhangs richtig einzuschätzen
Graupapageien verstehen logische Zusammenhänge.
Graupapageien verstehen logische Zusammenhänge.
© Olaf Oliviero Riemer
Wien (Österreich)/Göttingen - Graupapageien können logisch schlussfolgern. In bestimmten Situationen schätzen sie Ursache und Wirkung korrekt ein und handeln auch entsprechend: Wissen die Vögel etwa, dass sich in einer von zwei Boxen ein Walnusskern als Leckerbissen befindet, orientieren sie sich an dem verräterischen Geräusch, das beim Schütteln der Behälter entsteht. Sie bevorzugen den, in dem es verheißungsvoll gerappelt hat, beziehungsweise entscheiden sich umgekehrt eher für den anderen als den, in dem es nicht gerappelt hat. Das haben Forscher aus Deutschland und Österreich in Verhaltensexperimenten beobachtet, berichten sie im Fachblatt „Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences”. Sie weisen damit bei Graupapageien eine Fähigkeit nach, die sonst nur von Menschenaffen und dem Menschen selbst erbracht wird: das Begreifen des kausalen Zusammenhangs zwischen der Nuss, dem Schütteln und dem Geräusch. Die Vögel erreichen dabei in etwa die Leistungen eines 3-jährigen Kleinkindes.

Überraschenderweise hing die Leistung jedoch davon ab, in welcher Richtung geschüttelt wurde: „Sie waren erfolgreich bei horizontal geschüttelten Behältern“, schreiben Christian Schloegl von der Konrad Lorenz Forschungsstelle in Wien und der Georg August Universität in Göttingen und seine Kollegen. Allerdings schafften es die Vögel deutlich seltener, wenn vertikal geschüttelt wurde. Eine mögliche Erklärung dafür ist in den Augen der Forscher, dass die Senkrechtbewegung auf eine charakteristische Verhaltensweise stößt. Diese Bewegung entspricht der typischen Auf- und Abwärtsbewegung, die Papageien in verschiedenen Zusammenhängen mit dem Kopf machen.

Schloegl und seine Kollegen hatten in Verhaltensexperimenten untersucht, ob Graupapageien (Psittacus erithacus) einen logischen Zusammenhang zwischen mehreren Faktoren herstellen können. Dazu verwendeten sie jeweils zwei Plastikbehälter. Einer enthielt ein Stückchen Walnuss als Leckerbissen, der außerhalb der Sicht der Vögel in die Box gegeben worden war. Im Versuch präsentierten sie den Tieren die Behälter auf unterschiedliche Art und Weise: Entweder der Versuchsleiter schüttelte beide Boxen für 3 Sekunden, oder er schüttelte nur jeweils eine der beiden oder hob sie nur hoch, ohne sie zu schütteln. In sechs von zwölf Sitzungen wurde senkrecht geschüttelt, in der anderen Hälfte waagerecht.

Die Papageien entschieden sich schon im ersten Durchlauf deutlich häufiger für den Behälter mit Leckerbissen, wenn die Boxen vorher geschüttelt worden waren und sie aus dem Gesehenen und Gehörten den Schluss ziehen konnte, in welcher der beiden Boxen die Walnuss war. Sie konnten demnach sowohl das Vorhandensein des Geräuschs als auch dessen Nicht-Vorhandensein als Hinweis nutzen und eine logische Schlussfolgerung daraus ziehen. In weiteren Versuchen untersuchten die Forscher näher, ob Graupapageien tatsächlich den kausalen Zusammenhang verstehen und für ihre Schlussfolgerung die Kombination aus der gesehenen Bewegung und dem Geräusch benötigen. Sie schlossen damit aus, dass die Vögel schlicht den nicht rappelnden Behälter meiden oder eine bestimmte Art der Bewegung bevorzugen.

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