Lerntrick: Fäuste ballen für besseres Gedächtnis

Wer direkt vor dem Lernen die rechte und vor dem Wiedergeben des Gelernten die linke Faust ballt, der steigert seine Gedächtnisleistung
Die Hände in der richtigen Reihenfolge zur Faust zur ballen, kann das Gedächtnis unterstützen.
Die Hände in der richtigen Reihenfolge zur Faust zur ballen, kann das Gedächtnis unterstützen.
© C. Dick-Pfaff
Montclair (USA) - Um sich etwas besser merken zu können, könnte es einen überraschend simplen Trick geben: einfach die Fäuste ballen. Unmittelbar vor dem Lernen die rechte Hand zur Faust zu ballen und unmittelbar vor dem Wiedergeben des Gelernten die linke, scheint die Gedächtnisleistungen leicht zu verbessern. Diesen Zusammenhang haben US-Forscher bei mehr als 50 Rechtshändern beobachtet, berichten sie im Fachblatt „PLoS ONE”. Sie untermauern damit eine Theorie, laut der das Ballen der rechten Hand zur Faust bestimmte Regionen in der linken Gehirnhälfte aktiviert, die mit dem Abspeichern von Informationen zusammenhängen. Umgekehrt aktiviert demnach das Ballen der linken Hand Areale in der rechten Hirnhälfte, die mit dem Wiederaufrufen von Gedächtnisinformationen zu tun haben. Ob derselbe Trick auch bei Links- oder Beidhändern funktioniert, dazu äußern sich die Wissenschaftler an dieser Stelle nicht.

„Die Ergebnisse legen nahe, dass ein paar einfache Bewegungen das Gedächtnis verbessern können – indem sie kurzfristig die Art und Weise verändern, wie das Gehirn arbeitet“, sagt Ruth Propper von der Montclair State University. „Künftige Forschung wird untersuchen, ob das Ballen der Hand zur Faust auch andere Arten der Kognition verbessern kann, zum Beispiel verbale oder räumliche Fähigkeiten.“ Propper und ihre Kollegen hatten bei insgesamt 51 Rechtshändern untersucht, ob sich das Fäusteballen auf die Gedächtnisleistung auswirkt. Dazu unterteilten sie die Probanden für ein Lernexperiment, bei dem diese 72 Wörter lernen und sich von diesen so viele wie möglich merken und wieder aufschreiben sollten, in fünf Gruppen. Eine ballte dabei unmittelbar vor dem Auswendiglernen der Wortliste 90 Sekunden lang die rechte Faust und tat das gleiche nochmals direkt vor der Wiedergabe der Wörter. Eine zweite Gruppe machte dasselbe mit der linken Faust. Die beiden verblieben Gruppen wechselten die Hände zwischen Lernen und Rezitieren. Die Kontrollgruppe ließ die Hände dagegen entspannt.

Es stellte sich heraus: Wer beim Lernen die rechte und beim Erinnern die linke Faust ballte, konnte eindeutig mehr Wörter aufschreiben als diejenigen, die die Fäuste in einer der anderen Abfolge ballten. Die anderen drei Reihenfolgen brachten allerdings keine Vorteile mit sich. Im Gegenteil: Sie schienen die Konzentration eher leicht zu stören, denn diese Probanden schnitten etwas schlechter ab als diejenigen Teilnehmer, die die Fäuste überhaupt nicht geballt hatten. Wer zunächst rechts, dann links ballte, brachte dagegen sogar ein wenig bessere Leistungen als Testpersonen der Kontrollgruppe – allerdings war dieser Unterschied statistisch nicht signifikant. Propper und ihre Kollegen vermuten, dass die Bewegungen der Hände jeweils bestimmte Hirnregionen des Stirnlappens aktivieren, die auch an der Gedächtnisbildung beteiligt sind. In weiteren Untersuchungen wollen sie herausfinden, ob der Trick nicht nur das Lernen von Wortlisten unterstützt, sondern auch bei anderen Gedächtnisleistungen auftritt wie etwa beim Wiedererkennen von Gesichtern oder dem räumlichen Vorstellungsvermögen.

In der aktuellen Studie stellen die Forscher allerdings lediglich Ergebnisse für Rechtshänder vor. Wie es sich bei Linkshändern und Beidhändern verhält, dazu äußern sie sich in der aktuellen Veröffentlichung nicht, haben aber wohl erste Informationen. Sie schreiben, dass sie diese Ergebnisse an anderer Stelle präsentieren wollen.

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