Lecker Fisch für Wölfe im Herbst

Wenn sie Lachs haben können, werden die Raubtiere vom Jäger zum Fischer
Im Herbst auf Lachsfang: der Wolf
Im Herbst auf Lachsfang: der Wolf
© U.S. Fish and Wildlife Service, Gary Kramer
Victoria (Kanada) - Fisch ist gesund und schmackhaft - das finden wohl auch Wölfe. Wenn die Raubtiere im Herbst auch Lachs bekommen können, jagen sie nicht nur Wild, sondern gehen auch häufiger mal fischen. Dass Wölfe mit der Jahreszeit ihre Ernährung umstellen, haben kanadische Biologen mithilfe von Kot- und Haarproben herausgefunden. Der Fisch stellt dabei nicht nur eine Bereicherung des Speiseplans dar, sondern ist auch mit weniger Risiko zu erlegen als wehrhaftes Wild, berichten sie im Online-Fachblatt "BMC Ecology".

"Eher friedliche Beute wie Lachs zu wählen, macht von einem Sicherheitsstandpunkt aus gesehen Sinn", erläutert Chris Darimont von der University of Victoria. "Wenn sie Wild jagen, ziehen sich Wölfe häufig schwere oder sogar tödliche Verletzungen zu. Und neben den Sicherheitsvorteilen stellten wir fest, dass Lachs ebenso die Ernährung aufwertet, was Fett und Energiegehalt betrifft." Gemeinsam mit seinen Kollegen hatte der Biologe die Fressgewohnheiten von Wölfen in einer abgelegenen, etwa 3300 Quadratkilometer umfassenden Gegend von British Columbia untersucht. Über einen Zeitraum von vier Jahren untersuchten die Forscher Wolfshinterlassenschaften auf die Überreste von Beute und analysierten Haarproben der Tiere.

Die meiste Zeit des Jahres fressen Wölfe erwartungsgemäß Rehe und Hirsche, stellten sie fest. Doch wenn die Raubtiere im Herbst auch Lachs fischen können, weil die Fische auf ihren alljährlichen Wanderungen in ihre Nähe kommen, ändern sie ihre Präferenzen. In vierzig Prozent des Kots fanden sich dann Hinweise auf konsumierten Fisch, in manchen Gruppen sogar in bis zu siebzig Prozent der Proben. Die Veränderung des Speiseplans steht dabei nicht etwa in Zusammenhang damit, dass weniger Wild verfügbar ist. Der entscheidende Faktor ist vielmehr die Verfügbarkeit des Lachses, so Darimont und seine Kollegen. Die Biologen warnen allerdings, dass diese Räuber-Beute-Beziehung, die einst vermutlich sogar von Alaska bis Kalifornien verbreitet war, bereits gefährdet zu sein scheint. Besonders die Lachse sind durch eine Reihe von Faktoren bedroht, begonnen bei Überfischung und der Zerstörung ihrer Laichplätze bis hin zu aus Lachzuchten stammenden Krankheiten.

BMC Ecology
Quelle: "Spawning salmon disrupt trophic coupling between wolves and ungulate prey in coastal British Columbia", Chris T Darimont et al.; BMC Ecology


 

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