Lebensverlängernd: Sich jünger fühlen als man ist

Allein das Gefühl älterer Menschen, jünger zu sein als es dem Geburtsdatum entspricht, ist unabhängig von sonstigen Faktoren mit einer verringerten Sterberate verbunden
Wer sich jünger fühlt als er ist lebt länger – unabhängig von allen bisher untersuchten Einflussfaktoren.
Wer sich jünger fühlt als er ist lebt länger – unabhängig von allen bisher untersuchten Einflussfaktoren.
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London (Großbritannien) - Ältere Menschen, die sich jünger fühlen als sie sind, leben länger als andere. Das lässt sich nicht einfach damit erklären, dass diese Leute geistig und körperlich gesünder sind oder mehr soziale Kontakte haben, berichten britische Forscher im Fachblatt „JAMA Internal Medicine”. Welche Mechanismen dem Zusammenhang zwischen selbst empfundenem Alter und Sterberate zugrunde liegen, ist noch nicht bekannt. Möglicherweise spielen spezielle Formen gesundheitsbewussten Verhaltens, generelle Belastbarkeit oder starker Lebenswille dabei eine Rolle.

Die Selbsteinschätzung des eigenen Alters sei veränderbar, so dass man Menschen, die sich älter fühlen als sie sind, helfen könnte, schreiben Isla Rippon und Andrew Steptoe vom University College London. Für ihre Studie fragten sie 6489 Männer und Frauen, die älter als 52 Jahre waren, wie alt sie sich fühlten. Das tatsächliche Durchschnittsalter betrug 66 Jahre. Der Mittelwert des selbstempfundenen Alters lag dagegen bei 57 Jahren. Fast 70 Prozent der Befragten fühlten sich mindestens drei Jahre jünger als sie waren. Bei etwa jeder vierten Person stimmten gefühltes und tatsächliches Alter überein; knapp fünf Prozent fühlten sich mehr als ein Jahr älter.

In einem Zeitraum von acht Jahren starben 14,3 Prozent derjenigen, die sich als noch nicht so alt empfanden wie sie waren. Unter denen, die sich älter fühlten, lag dieser Anteil bei 24,6 Prozent. Auch wenn bekannte Einflussfaktoren wie aktuelle Krankheiten, kognitive Hirnfunktionen, Ausmaß sozialer Beziehungen und körperlicher Aktivität, Geschlecht, Tabak- und Alkoholkonsum bei der statistischen Auswertung berücksichtigt wurden, lag die Sterbewahrscheinlichkeit für die, die sich älter fühlten als sie waren, noch immer 41 Prozent höher als bei denen, die sich jünger fühlten.

Im Hinblick auf unterschiedliche Todesursachen ergab sich ein enger Zusammenhang zwischen dem gefühlten Alter und der Wahrscheinlichkeit, an einer Herz-Kreislauferkrankung zu sterben. Für das Risiko eines Krebstodes galt das nicht. Weitere Studien seien nötig, so die Forscher, um zu klären, wie die Selbsteinschätzung des eigenen Alters ihre Wirkung auf die Lebenserwartung entfaltet. Dann könne man mit konkreten Empfehlungen denen helfen, die sich dadurch schaden, dass sie sich älter fühlen als sie sind.

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