Kuckuckseier: Doppelt gemoppelt hält besser

Mehr als ein Fremd-Ei im Nest verunsichert die Wirtsvögel und sie scheuen eher davor zurück, potenziell parasitäre Eier aus dem Netz zu werfen
Küken eines Kuckucksfinken
Küken eines Kuckucksfinken
© Claire Spottiswoode
Penryn (Großbritannien) - Brutparasiten wie der Kuckuck können ihre Erfolgschancen erhöhen, indem sie den unfreiwilligen Adoptiveltern mindestens zwei Eier unterjubeln. Mehr als ein Ei im Nest zu platzieren, verringert die Wahrscheinlichkeit, dass diese als fremd erkannt und verstoßen werden. Das konnten britische Biologen zumindest bei afrikanischen Kuckucksfinken beobachten, wie sie im Fachblatt „Nature Communications“ berichten. Die Forscher vermuten, dass die höhere Anzahl fremder Eier die Wirte verunsichert, da sie nicht mehr ohne Weiteres mit Gewissheit unterscheiden können, welches die eigenen und welches die Kuckuckseier sind. Eine andere zentrale Strategie von Brutparasiten ist die sogenannte Mimikry, also das Aussehen der eigenen Eier dem der Wirtseier möglichst genau anzupassen.

„Unsere Arbeit zeigt: Indem sie mehrere Eier in das Wirtsnest legen, haben Kuckucksfinken zusätzlich zur Mimikry eine neuartige Strategie entwickelt, um die Abwehr des Wirts zu unterwandern und so den eigenen Fortpflanzungserfolg zu erhöhen“, erläutert Martin Stevens von der University of Exeter. Einige Eier in ein Wirtsnest zu legen, verursache Verwirrung und in Kombination mit einer effektiven Mimikry könne dies die Wirte überlisten und dabei helfen, dass mehr Junge im fremden Nest aufgezogen werden. Dass Vögel die Eier von Brutparasiten in ihrem Nest erkennen und diese beseitigen, kann theoretisch auf zwei grundlegenden Vorgehensweisen basieren: Einerseits könnten sie schlicht eine Nichtübereinstimmung zwischen Eiern aus unterschiedlichen Quellen erkennen. Andererseits könnten sie schlicht erlernt haben oder auch das angeborene Wissen besitzen, wie die eigenen Eier aussehen. Um die jeweiligen Strategien im Wettrüsten von Parasit und Wirt besser zu verstehen, hatten Stevens und seine Kollegen in einer Reihe von Versuchen das Verhalten afrikanischer Rahmbrustprinien (Prinia subflava) beobachtet, wenn eine unterschiedliche Anzahl eigener Eier im Nest gegen Eier des afrikanischen Kuckucksfinken (Anomalospiza imberbis) ausgetauscht wurde.

Zunächst stellte sich heraus, dass Rahmbrustprinien zur Erkennung und Vermeidung feindlicher Eier offenbar in erster Linie die Strategie einsetzen, das Aussehen der eigenen Eier zu kennen. Sie werfen Eier aus dem Nest, die von dieser inneren Vorlage abweichen und nur selten erwischen sie dabei fälschlicherweise ein eigenes Ei. Doch nicht immer ist es für den Wirtsvogel einfach, fremde Eier mit Sicherheit zu identifizieren. Wie ähnlich die Kuckuckseier den eigenen Eiern sind, hängt dabei ein Stück weit vom Zufall ab, da es auf beiden Seiten durchaus deutliche Variationen in Farbgebung und Muster gibt. Mitunter sind nur geringfügige Unterschiede vorhanden. Die Biologen hatten die Hypothese: Mehr fremde Eier im Wirtsnest führen zu einer Verunsicherung, welche nun die eigenen und welche die parasitären Eier sind. Deshalb nehmen die Tiere Abstand davon, Eier zu beseitigen.

Tatsächlich bestätigen die Ergebnisse der Beobachtungen diese Vermutung: Mit steigendem Anteil fremder Eier im Nest verringert sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Rahmbrustprinien fremde Exemplare aus dem Nest entfernen. Dazu benötigten sie mehr Sicherheit für ihre Entscheidung – also deutlichere Unterschiede zwischen den Eiern unterschiedlicher Herkunft. „Es wäre großartig in Zukunft noch zu klären“, so Stevens, „ob auch andere Brutparasiten ähnliche Strategien haben und ob es irgendeine Möglichkeit für die Wirte gibt, in diesem Wettrüsten gegen den Kuckucksfinken zurückzuschlagen.“

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg