Krebsvorsorge: Abwarten vor dem Teetrinken

Wer täglich Tee trinkt, der über 65 Grad heiß ist, begünstigt die Entwicklung eines Speiseröhrenkarzinoms
Heißer schwarzer Tee
Heißer schwarzer Tee
© Dnor
Teheran (Iran) - Tabak- und Alkoholkonsum erhöhen bekanntlich das Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken. Iranische Forscher haben jetzt einen weiteren Risikofaktor nachgewiesen: Auch wer die Gewohnheit hat, den Tee sehr heiß zu trinken, steigert sein Krebsrisiko beträchtlich. Doch niemand braucht deswegen auf seinen Tee zu verzichten. Man sollte nur nach dem Aufbrühen vor dem ersten Schluck mindestens vier Minuten warten, empfehlen die Wissenschaftler im "British Medical Journal".

Die meisten Teetrinker bevorzugen eine Temperatur ihres Getränks von 56 bis 60 Grad. Nicht so die Bevölkerung der nordiranischen Provinz Golestan: Hier trinken 60 Prozent von 48.600 befragten Männern und Frauen täglich mehr als einen Liter schwarzen Tee mit einer Temperatur von über 60 Grad, berichten Reza Malekzadeh von der Universität in Teheran und seine europäischen und amerikanischen Kollegen. Da in Golestan die Häufigkeit von Speiseröhrenkrebs weit über dem Durchschnitt liegt, untersuchten die Wissenschaftler einen möglichen Zusammenhang. Sie verglichen die Gewohnheiten beim Teetrinken von 300 Krebspatienten und 571 gesunden Kontrollpersonen.

Im Vergleich zu denen, die ihren Tee lauwarm tranken, verdoppelte sich das Risiko eines Plattenepithelkarzinoms der Speiseröhre, wenn die Teetemperatur zwischen 65 und 69 Grad lag. Bei über 70 Grad stieg das Risiko sogar auf das Achtfache an. Anders ausgedrückt: Wer seinen Tee schon innerhalb von zwei Minuten nach dem Aufbrühen trinkt, anstatt mindestens vier Minuten zu warten, erkrankt mit einer fünffach erhöhten Wahrscheinlichkeit an Speiseröhrenkrebs. Die Menge des täglichen Teekonsums spielte für das Krebsrisiko keine Rolle. Auf welche Weise starke Hitze die Krebsentwicklung fördert, ist noch nicht bekannt. Frühere Studien hatten vermuten lassen, dass sich die hohe Rate an Speiseröhrenkrebs im Nordiran auf die schlechte Ernährung der Bevölkerung, den niedrigen Lebensstandard und den Opiumkonsum zurückgeführt ließe. Die Menschen dort sollten jetzt über die neuen Ergebnisse informiert werden, so die Autoren, damit sie ihre Trinkgewohnheiten ändern und so auf einfache Weise das Krebsrisiko senken können.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Tea drinking habits and oesophageal cancer in a high risk area in northern Iran: population based case-control study", Farhad Islami et al.; British Medical Journal, 338:b929, doi:10.1136/bmj.b929


 

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