Koffeinhaltiger Nektar stärkt Gedächtnis von Bienen

Der natürliche Koffeingehalt im Nektar lässt die Bestäuber diese Blüten eher wiederfinden
Honigbiene beim Besuch einer Zitrusblüte
Honigbiene beim Besuch einer Zitrusblüte
© Courtesy of Geraldine Wright
Newcastle upon Tyne (Großbritannien) - Kaffeepflanzen und verschiedene Zitrusgewächse produzieren Koffein, um Fraßfeinde abzuwehren. Aber auch der Blütennektar dieser Pflanzen enthält geringe Mengen des bitter schmeckenden Alkaloids. Warum das so ist, haben britische Biologen jetzt herausgefunden. Die Aufnahme von Koffein mit dem Zuckersaft verändert das Verhalten von Bienen: Sie erinnern sich später besser an den Duft dieser Blüten und suchen sie bevorzugt auf. Damit sichern sich die Pflanzen einen Wettbewerbsvorteil und sorgen für eine effektivere Verbreitung ihres Pollens. Die Bienen profitieren ebenfalls davon, da sie die Futterplätze schneller wiederfinden, schreiben die Forscher im Fachjournal „Science“.

„Unsere Arbeit trägt dazu bei, die grundlegenden Mechanismen zu verstehen, durch die Koffein auch unser Gehirn beeinflusst“, sagt Geraldine Wright von der Newcastle University, die Leiterin des Forscherteams. Dass Koffeinkonsum die Gedächtnisleistung des Menschen verbessert, ist bekannt. Eine ähnliche Wirkung, die auf ähnlichen molekularen Reaktionen beruht, stellten die Biologen nun bei Bienen fest. Zunächst analysierten sie die Bestandteile des Nektars von drei Kaffeestraucharten und vier Arten von Zitrusgewächsen, die stark duftende Blüten bilden. Alle Proben enthielten Koffein in unterschiedlichen Konzentrationen. Diese waren aber in keinem Fall so hoch, dass Bienen durch bitteren Geschmack davon abgeschreckt wurden. Im Gegenteil: In Laborexperimenten bevorzugten die Insekten Zuckersaft mit geringem Koffeingehalt gegenüber koffeinfreier Kost.

Um einen möglichen Einfluss auf die Gedächtnisleistung zu untersuchen, trainierten die Forscher einzelne Bienen darauf, einen Blütenduft zu erkennen, indem sie die Tiere bei Erfolg mit einer Zuckerlösung belohnten. War diese Lösung zusätzlich mit Koffein versetzt, erinnerten sich am nächsten Tag dreimal so viele Bienen an den Duft. Nach drei Tagen waren es noch doppelt so viele wie ohne den Zusatz. Genauere Untersuchungen zeigten, dass das Koffein einen bestimmten, für das Langzeitgedächtnis wichtigen Typ von Hirnzellen der Bienen anregte. Neuronen vergleichbarer Funktion sind auch beim Menschen in der Hirnregion des Hippocampus an Lernprozessen beteiligt. „Was wir bei den Bienen sehen, könnte erklären, warum viele Menschen beim Lernen Kaffee trinken“, sagt Wright.

Ob Bienen koffeinhaltigen Nektar auch deshalb bevorzugen, weil der Konsum eine Sucht erzeugt, ist noch nicht geklärt. Das wäre ein weiteres Mittel der Pflanzen, die Bestäuber noch mehr an sich zu binden. Diese Vermutung ließe sich bestätigen, indem man Entzugssymptome bei Bienen nachweist, die auf eine gewohnte Koffeinzufuhr verzichten müssen.

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