Koffein gegen Depressionen?

Umfangreiche Studie verweist auf Zusammenhang zwischen geringem Kaffeekonsum und hohem Depressionsrisiko bei älteren Frauen
Geröstete Kaffeebohnen
Geröstete Kaffeebohnen
© MarkSweep
Boston (USA) - Koffein stimuliert das zentrale Nervensystem. Möglicherweise senkt eine regelmäßige Koffeinaufnahme durch Kaffeetrinken auch das Risiko, an einer Depression zu erkranken. Das schließen US-amerikanische Mediziner aus einer Langzeitstudie mit älteren Frauen. Bereits der Konsum von zwei Tassen koffeinhaltigen Kaffees pro Tag war mit einer geringeren Krankheitswahrscheinlichkeit verbunden. Aber ob sich Koffein zur Behandlung oder Vorbeugung depressiver Erkrankungen eignet, müssen weitere Studien erst noch zeigen, schreiben die Forscher im Fachblatt "Archives of Internal Medicine".

"Unsere Beobachtungsstudie kann nicht beweisen, dass Koffein oder koffeinhaltiger Kaffee das Risiko einer Depression verringert. Sie weist lediglich auf die Möglichkeit eines solchen Schutzeffektes hin", erklären die Forscher um Alberto Ascherio von der Harvard School of Public Health in Boston. Sie werteten Daten von 50.739 Frauen im Alter von durchschnittlich 63 Jahren aus, die zu Beginn der Studie keine Anzeichen einer Depression zeigten. Alle zwei bis vier Jahre gaben die Teilnehmerinnen Auskunft über ihren Konsum an Kaffee und anderen Getränken mit und ohne Koffein. Etwa 80 Prozent der täglichen Koffeinaufnahme erfolgte in Form von Kaffee, der Rest durch Tee und andere Getränke. Dreizehn Prozent der Frauen gaben an, keinen koffeinhaltigen Kaffee zu trinken. In einem Zeitraum von zehn Jahren wurden bei 2607 Frauen depressive Störungen diagnostiziert und mit Medikamenten behandelt.

Im Vergleich zu Frauen, die pro Tag höchstens eine Tasse koffeinhaltigen Kaffee tranken, verringerte sich bei einem Konsum von zwei bis drei Tassen täglich das Depressionsrisiko um 15 Prozent. Bei mehr als drei Tassen waren es 20 Prozent. Zwischen dem Konsum von koffeinfreiem Kaffee und einer Erkrankung bestand kein Zusammenhang. Die Forscher können nicht ausschließen, dass unerkannte Depressionen im Anfangsstadium zu einem verringerten Kaffeekonsum geführt haben könnten. Denkbar wäre auch, dass für Depressionen anfällige Frauen, die unter Schlafstörungen und Ängsten leiden, ihren Kaffeekonsum drosseln, um eine Verstärkung dieser Probleme zu vermeiden. Dagegen würden frühere Studien, nach denen ein Zusammenhang zwischen geringem Kaffeekonsum und erhöhtem Selbstmordrisiko besteht, die Annahme der Forscher bestätigen, dass eine regelmäßige Kaffeezufuhr die Wahrscheinlichkeit für Depressionen senken kann. Unter Depressionen leiden doppelt so viele Frauen wie Männer, so die Forscher, in den USA sei jede fünfte Frau betroffen.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Coffee, Caffeine, and Risk of Depression Among Women", Michel Lucas et al.; Archives of Internal Medicine, Vol. 171(17), p. 1571


 

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