Körpergeruch von Hühnern stößt Malariamücken ab

Von den Vögeln freigesetzte Substanzen könnten zur Abwehr von Anopheles-Mücken eingesetzt werden, um eine Übertragung von Malariaerregern auf den Menschen zu verhindern
Ihr Körpergeruch schützt Hühner vor dem Stich der Malariamücke.
Ihr Körpergeruch schützt Hühner vor dem Stich der Malariamücke.
© Shutterstock, Bild 269884550
Alnarp (Schweden)/Addis Abeba (Äthiopien) - Für Bewohner äthiopischer Dörfer ist es vorteilhaft, in engem Kontakt mit Hühnern zu leben. Denn der Geruch der Haustiere hält Mücken fern, die Malariaerreger übertragen. Das schließen schwedische und äthiopische Biologen aus Untersuchungen der Ernährungsweise von Anopheles arabiensis. Die Weibchen dieser Mückenart saugen Blut von Menschen und verschiedenen Haustieren – nicht aber von Hühnern. Den Forschern ist es gelungen, vier von Hühnern freigesetzte Geruchsstoffe zu identifizieren, die diese Tiere vor den Insekten schützen. Möglicherweise lassen sich die leicht flüchtigen Substanzen dazu nutzen, das Infektionsrisiko von Menschen in Malariagebieten zu senken, schreiben sie im „Malaria Journal”.

„Die Mücken werden zunehmend resistent gegen Pestizide und ändern ihr Verhalten bei der Nahrungssuche; daher ist es nötig, neue Kontrollmethoden zu entwickeln“, sagt Rickard Ignell von der Swedish University of Agricultural Sciences in Alnarp. Zusammen mit Biologen der Addis Ababa University erforschte er in drei äthiopischen Dörfern das Verhalten der in dieser Gegend häufigsten Art von Malariaüberträgern. Die Bewohner dort leben meist mit ihren Haustieren unter einem Dach. Die Forscher gingen zunächst der Frage nach, welche Wirte die Mücken für ihre Blutmahlzeit bevorzugen. Dazu sammelten sie etwa 4700 weibliche Exemplare von Anopheles arabiensis innerhalb und außerhalb der Gebäude und analysierten die Herkunft des aufgenommenen Blutes. Zusätzlich ermittelten sie für jeden Standort die Zahl der Menschen und der verschiedenen Haustiere.

Sie fanden heraus, dass die Mücken im Innern der Wohnräume bevorzugt Menschen stechen, auch wenn Tiere anwesend sind. In den Außenbereichen dienen dagegen eher Rinder, Schafe und Ziegen als Wirte. Überraschenderweise wurden Hühner praktisch nie gestochen, obwohl sie in großer Zahl vorhanden waren. Die Anopheles-Mücken sind offenbar in der Lage, für eine Blutmahlzeit geeignete Wirbeltiere aufgrund des Körpergeruchs auszuwählen. Daher analysierten die Biologen als Nächstes die von den Haustieren über die Haut freigesetzten Geruchsstoffe. Als Ausgangsmaterial für die chemischen Untersuchungen dienten Proben von Fell und Federkleid der Tiere. Sechs der von Hühnern produzierten Substanzen, auf die die Sinneszellen der Mücken reagierten, waren bei keinem anderen Haustier nachweisbar. Durch Gaschromatographie und Massenspektrometrie ließen sich vier dieser Verbindungen eindeutig identifizieren: Naphthalin, Isobutylbutyrat, Hexadecan und trans-Limonen. Die abschreckende Wirkung der vier Geruchsstoffe bestätigten die Forscher, indem sie diese in den Schlafräumen von elf Häusern in der Nähe von Mückenfallen verströmten. Dadurch verringerte sich die Zahl der während mehrerer Tage normalerweise gefangenen Anopheles-Mücken beträchtlich. Auf dieselbe Weise beeinträchtigte ein im Raum platzierter Käfig mit einem lebenden Huhn die Fangquoten der Fallen.

Die Mücken könnten Hühnerblut aus mehreren Gründen verschmähen, so die Autoren. Es wäre zum einen möglich, dass Vogelblut als Nahrung weniger geeignet ist als das Blut von Säugetieren. Zum anderen sei es vielleicht einfach schwieriger für die Insekten, durch das dichte Gefieder bis zur Haut vorzudringen, ohne dabei vom Huhn bemerkt und gefressen zu werden. Deshalb könnte es sich im Lauf der Evolution als vorteilhaft erwiesen haben, Hühner am Geruch zu erkennen und andere Wirte zu bevorzugen. Weitere Arbeiten müssen nun prüfen, ob die identifizierten Geruchsstoffe für einen Einsatz in der Praxis tauglich sind und die Krankheitsüberträger effektiv und anhaltend abwehren können.

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg