Klimawandel: Saure Ozeane bedrohen Kabeljau-Kinderstuben
"CO2 führte zu schweren Gewebeschäden in vielen inneren Organen und das Ausmaß der Schäden steigt mit der CO2-Konzentration an", berichten die Doktorandin Andra Y. Frommel von Kieler Institut IFM-Geomar und ihre Kollegen von der norwegischen Universität Bergen. Für ihre Untersuchung ließen sie Kabeljau-Larven in Wassertanks mit drei verschiedenen CO2-Konzentrationen heranwachsen. So simulierten sie zum einen die heute vorherrschenden Bedingungen. Zum anderen erhöhten sie die CO2-Anteile im Wasser auf die Werte, die bei einem fortschreitenden Ausstoß an Treibhausgasen in den Jahren 2100 und 2300 zu erwarten wären.
Bereits in 90 Jahren könnte so der pH-Wert in den Ozeanen durch die Aufnahme von mehr CO2 aus der Atmosphäre um 0,4 Einheiten sinken, bis 2300 sogar um 0,8 Einheiten. Diese versäuerte Umgebung verursachte in dem Szenario für das Jahr 2100 bei zwölf Prozent der Kabeljau-Larven so schwere Schäden, dass diese Fische kaum bis zur Fanggröße überleben würden. Betroffen waren vor allem die Leber, die Niere und der Darm der Tiere. Bei den noch geringeren pH-Werten, die für das Jahr 2300 prognostiziert werden, stieg der Anteil der geschädigten Fische drastisch auf etwa 75 Prozent an. Neben den inneren Organen waren besonders die Augen der Fischlarven betroffen.
Eine konkrete Sterberate für die Kabeljau-Larven konnten Frommel und Kollegen zwar nicht bestimmen. "Doch unsere Daten zu den Gewebeschäden zeigen, dass eine Versäuerung der Ozeane einen negativen Einfluss auf die Laichgründe wegen einer erhöhten Sterblichkeit haben wird", so die Forscher. Zeitgleich zu dieser Kabeljau-Studie warnten auch US-Forscher von der Stony Brook University vor einer Schädigung der Larven von Ährenfischen (Menidia beryllina) bei zunehmender Versäuerung der Ozeane. So ist es nicht auszuschließen, dass neben den untersuchten Spezies auch der Nachwuchs vieler weiterer Speisefische durch steigende CO2-Konzentrationen bedroht sein wird.