Klimagefahr aus der Arktis - Forscher finden Anzeichen für tauendes Methaneis

Vor der Küste Sibiriens steigen Methanblasen aus dem Meer auf. Forscher warnen vor Erwärmung des ozeanischen Permafrostbodens
Weißes Methanhydrat vom Meeresboden
Weißes Methanhydrat vom Meeresboden
© Gerhard Bohrmann, Marum/Universität Bremen
San Francisco (USA) - Tauen die arktischen Permafrostböden auf, könnte dies die globale Erwärmung drastisch beschleunigen. Über erste Anzeichen für dieses Szenario mit weitreichenden Folgen für das Erdklima berichtete nun ein internationales Forscherteam auf der Herbsttagung der American Geophysical Union in San Francisco. Auf einer Expedition in arktische Gewässer vor den Küsten Sibiriens entdeckten sie vom flachen Meeresboden aufsteigende Methanblasen. Methan ist ein extrem wirksames Klimagas und fördert den Treibhauseffekt mindestens 20 mal stärker als Kohlendioxid.

"Wir wussten nicht, dass das enorme Kohlenstoffreservoir so extrem verwundbar ist", sagt Igor Semiletov von der der University of Alaska in Fairbanks. Zusammen mit schwedischen und russischen Kollegen war Semiletov in den Sommermonaten 2008 an Bord des Forschungsschiffs "Jacob Smirnitskyi" entlang der arktischen Küste Sibirien gefahren. Die sibirische See ist an vielen Stellen sehr flach. Dadurch werde nach Aussage der Forscher das aufsteigende Methan nicht oxidiert und könne direkt in die Atmosphäre gelangen.

Als Ursache vermuten die Forscher, dass der Permafrostboden am Meeresgrund wegen wärmerer Wassertemperaturen zerfalle. Bisherige Klimamodelle gehen davon aus, dass vorerst keine bedeutenden Methangasmengen aus den unterseeischen Permafrostböden den Treibhauseffekt verstärken könnten. Doch diese Annahmen müssten überdacht werden, sollten weitere Messungen den drohenden Abbau der Methaneislager im Arktischen Ozean bestätigen

Aktuelle Abschätzungen sagen voraus, dass ein geringer Anstieg der Methankonzentration in der Atmosphäre von etwa sechs auf einer Millionen Anteile (6ppm) bereits einen abrupten Klimawandel einleiten könnten. Nach Aussage von Semiletov müssten nur ein bis zwei Prozent des Methaneis, das im Meeresboden vor Sibirien gespeichert sei, auftauen, um die Methankonzentration in diesem Maße ansteigen zu lassen.

Herbsttagung der American Geophysical Union
Quelle: "Why should the East Siberian Shelf be considered a new focal point for methane studies in terms of Global Climate Change?", N. Shakhova et al.; Herbsttagung der American Geophysical Union 2008, Vortrag U23D-0081


 

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