Kinder im Stress? Schon Mamas Stimme tröstet

Ein Telefonat mit der Mutter beruhigt Kinder genauso wie persönlicher Kontakt
Madison (USA) - Allein die Stimme der Mutter hat offenbar eine enorme beruhigende und tröstende Wirkung auf Kinder. Gestressten Mädchen half ein Telefonat mit der Mutter bei der Stressbewältigung ebenso gut wie direkter Körperkontakt samt Umarmung, haben amerikanische Forscher beobachtet. Die Menge des Bindungshormon Oxytocin steigt in beiden Situation an, während die des Stresshormons Cortisol deutlich absinkt, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt "Proceedings of the Royal Society B".

"Die Kinder, die mit ihren Müttern interagiert hatten, hatten praktisch die gleichen Hormon-Reaktionen, unabhängig davon ob sie persönlich oder über das Telefon interagierten", erläutert Leslie Seltzer von der University of Wisconsin-Madison. Seltzer und ihre Kollegen hatten 61 Mädchen im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren in eine Stresssituation versetzt, in der diese aus dem Stehgreif eine kurze Rede vor Publikum halten und laut Kopfrechenaufgaben lösen mussten. 19 der jugendlichen Teilnehmerinnen durfte dann für 15 Minuten zu ihren Müttern, die ihre Töchter beruhigten - inklusive körperlichen Kontakts wie Umarmung oder Arm um die Schulter legen. 20 erhielten stattdessen einen ebenfalls 15 Minuten dauernden Telefonanruf von ihren Müttern. Danach schauten beide Gruppen für 60 Minuten einen Film. Die 22 übrigen Mädchen aus der Kontrollgruppe schauten 75 Minuten lang einen neutralen Film, hatten aber keinerlei Kontakt zur Mutter. Hormonreaktionen der Probandinnen zu mehreren Zeitpunkten während des Studienverlaufs untersuchten die Forscher anhand von Speichel- und Urinproben.

Gleich ob die gestressten Teenagerinnen direkten oder lediglich telefonischen Kontakt zu ihrer Mutter hatten: Die Oxytocin-Werte stiegen durch den mütterlichen Trost merklich an, und das die Stressreaktion anzeigende Hormon Cortisol sank ab. Direkte Berührung wirkte dabei zwar schneller als ein Telefonat, doch am Ende der Untersuchung konnten die Forscher keinen statistischen Unterschied mehr zwischen den beiden Situationen feststellen. Diejenigen Mädchen, die keinen Kontakt zur Mutter gehabt hatten, erlebten dagegen höhere Cortisol-Werte als die aus den anderen beiden Gruppen - und das auch noch eine Stunde, nachdem die Stresssituation vorüber war.

"Man war der Auffassung, dass die Ausschüttung von Oxytocin im Zusammenhang mit sozialer Bindung für gewöhnlich körperlichen Kontakt erfordert", erläutert Seltzer. "Aber aus diesen Ergebnissen geht klar hervor, dass die Stimme einer Mutter denselben Effekt haben kann wie eine Umarmung." - Es braucht körperlich schon Einiges, um die Cortisol- oder auch Oxytocin-Werte zum Ansteigen zu bringen, ergänzt Seltzers Kollege Seth Pollak: "Dass ein einfacher Telefonanruf einen solchen physiologischen Effekt auf Oxytocin haben kann, ist wirklich spannend".

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Social vocalizations can release oxytocin in humans", Leslie Seltzer, Toni E. Ziegler, Seth D. Pollak; Proceedings of the Royal Society B (doi:10.1098/rspb.2010.0567)


 

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