Jugendliche mit Schlafmangel haben häufiger Alkoholprobleme

Bei wenig oder schlechtem Schlaf kommt es wenige Jahre später eher zu Problemen wie Komasaufen, Trunkenheit am Steuer oder unbedachtem Geschlechtsverkehr unter Alkoholeinfluss
Schlafmangel geht häufig exzessivem Alkoholgenuss voraus
Schlafmangel geht häufig exzessivem Alkoholgenuss voraus
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Pocatello (USA) - Für Heranwachsende könnte unzureichender Schlaf besonders riskant sein: Zu wenig oder schlechter Schlaf sind bei ihnen mit einer erhöhten Gefahr für späteren Alkohol- und Drogenmissbrauch verbunden. Das haben US-Psychologen bei mehr als 6500 Jugendlichen beobachtet, wie sie im Fachblatt „Alcoholism: Clinical & Experimental Research” berichten. Ihre Ergebnisse zeigen: Wer Schlafschwierigkeiten hatte, neigte ein bis wenige Jahre später eher zu exzessivem Alkoholgenuss und damit verbundenem verantwortungslosen Verhalten. Die bisherigen Ergebnisse bedeuten noch nicht, dass Schlafmangel tatsächlich diese Probleme verursacht. Die exakten Ursachen und Gründe für die beobachteten Zusammenhänge müssen noch geklärt werden ebenso.

„Sinn und Zweck dieser Studie war es, herauszufinden, ob sich anhand von Schlafschwierigkeiten und Schlafdauer verschiedene ernsthafte Drogenprobleme für die Zukunft absehen lassen“, erläutert Maria M. Wong von der Idaho State University. Dazu zählen etwa Komasaufen, Trunkenheit am Steuer oder waghalsiges Sexualverhalten unter Alkoholeinfluss. Zahlreiche Studien liefern Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen unzureichendem Schlaf und Suchtproblemen wie übermäßigem Alkoholgenuss – auch zwischen Schlafmangel im Kindesalter und späteren Schwierigkeiten als junge Erwachsene. Bei Jugendlichen hatten sich die meisten laut Wong allerdings auf Risikogruppen konzentriert.

Für ihre aktuelle Studie analysierten Wong und ihre Kollegen nun die Daten von insgesamt 6504 heranwachsenden Jungen und Mädchen, die an einer großen Langzeitgesundheitsstudie teilgenommen hatten und einen repräsentativen Durchschnitt durch die Bevölkerung bildeten. Dabei hatten die jungen Probanden unter anderem Angaben zu Schlafgewohnheiten und -schwierigkeiten gemacht sowie zu eventuellen Alkoholproblemen und daraus resultierenden gesundheitlichen und sozialen Folgen. Zum Zeitpunkt der ersten Datenerhebung zwischen 1994 und 1995 waren die Jugendlichen durchschnittlich knapp 16 Jahre alt. Die zweite Erhebung fand 1996 statt, die dritte zwischen 2001 und 2002. Die Forscher untersuchten, ob Schlafprobleme zu einem vorangegangenen Erhebungszeitpunkt Suchtprobleme zu einem späteren Erhebungszeitpunkt voraussagen konnten. Dabei berücksichtigten sie, ob zum früheren Zeitpunkt bereits Alkoholprobleme oder Vergleichbares vorhanden waren.

Die Analysen zeigten: „Schlafschwierigkeiten bei der ersten Erhebung sagten eindeutig mit Alkohol verbundene zwischenmenschliche Probleme bei der zweiten Erhebung vorher“, sagt Wong. Ebenso folgten auf Schlafmangel eher Komasaufen, betrunken oder stark angeheitert zu sein, unter dem Einfluss von Alkohol zu fahren oder sich aufgrund starker Alkoholisierung auf ein sexuelles Abenteuer einzulassen, das man später bereute, und sogar für Drogenprobleme. Insbesondere Komasaufen und betrunken Auto fahren oder sich unbedacht auf Geschlechtsverkehr einlassen, sind Wang zufolge von großer Bedeutung, weil dieses Verhalten schwerwiegende Folgen nach sich ziehen kann.

Weitere Untersuchungen sollten laut Wong näher ergründen, welche Mechanismen eine Rolle bei dem beobachteten Zusammenhang spielen könnten. Zum Beispiel wäre von Interesse, wie Schlafschwierigkeiten und Schlafentzug bestimmte Hirnmechanismen beeinflussen, was sich wiederum auf Emotionen, Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und Verhalten auswirken kann. „Künftige Studien könnten untersuchen“, so Wong, „wie neuronale Verschaltungen den Effekt von Schlafproblemen auf die Selbstregulation und das Risikoverhalten vermitteln.“

Eltern könnten versuchen, möglichen Suchtproblemen vorzubeugen. Die Forscher raten zum frühzeitigen Gegensteuern: „Eltern müssen Schlafrhythmus, -muster und -gewohnheiten ihrer Kinder verstehen“, sagt Wong. Gegebenenfalls müssten sie mit ihren Kindern reden, die Wichtigkeit von ausreichendem Schlaf, etwa für die Entwicklung des Gehirns, erklären und Problemen auf den Grund gehen. Außerdem könnten sie gesunden und ausreichenden Schlaf aktiv unterstützen, indem sie regelmäßige Schlafenszeiten festlegen und beispielsweise darauf achten, dass ihre Kinder vor dem Zubettgehen keine Videospiele spielen oder simsen.

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