Jugendliche Jagdstrategien unter Tyrannosauriern

Jungtiere setzten mit ihren noch fragileren Schädelknochen eher auf Geschick als auf pure Kraft
Schädel eines etwa 2 bis 3 Jahre jungen Tarbosaurus -  links im Hintergrund der eines jugendlichen Artgenossen, rechts der eines erwachsenen
Schädel eines etwa 2 bis 3 Jahre jungen Tarbosaurus - links im Hintergrund der eines jugendlichen Artgenossen, rechts der eines erwachsenen
© WitmerLab, Ohio University
Athens (USA) - Junge Tyrannosaurier mussten bei der Jagd völlig andere Strategien an den Tag legen als ausgewachsene Artgenossen. Adulte Tiere konnten sich schlicht auf ihre Größe und Kraft verlassen. Doch die Schädel der Jungtiere brachten nicht die dazu benötigte Stabilität mit, berichtet ein Team internationaler Paläontologen. Sie weisen noch nicht die morphologischen Merkmale erwachsener Schädel auf, die an die enormen Bisskräfte angepasst sind. Das zeigen Analysen eines 2006 in der Mongolei entdeckten Jungtierschädels von Tarbosaurus bataar - ein Saurier aus der Familie der Tyrannosauridae und der nächste bekannte Verwandte von Tyrannosaurus rex. Demzufolge setzten die Räuber in der Jugend eher auf Schnelligkeit und Geschicklichkeit. T. bataar veränderte seine Ernährungsgewohnheiten also im Laufe der Entwicklung, schreiben die Forscher im "Journal of Vertebrate Paleontology" (Vol. 31(3), S. 1 - 21). Indem Jung und Alt völlig unterschiedliche Beute bevorzugten, verringerten die Saurier auch den Konkurrenzdruck innerhalb der eigenen Art.

"Das ist eines der Geheimnisse des Erfolgs von Tyrannosaurus", sagt Lawrence Witmer von der Ohio University. "Die unterschiedlichen Altersgruppen konkurrierten nicht miteinander ums Futter, weil sich ihre Ernährungsweise änderte, wenn sie aufwuchsen." Witmer und seine Kollegen aus Japan und der Mongolei untersuchten den 70 Millionen Jahre alten jugendlichen Schädel von T. bataar, der als Teil eines beinahe vollständig erhaltenen Skelettes in der mongolischen Wüste Gobi gefunden worden war. Mit einer Gesamtlänge von gerade einmal 29 Zentimetern ist er einer der kleinsten bekannten Schädel für diese Dinosaurierart. Die Knochen weisen eine ganze Reihe jugendlicher Merkmale auf beziehungsweise zeigen noch keine der typisch erwachsenen Ausprägungen, die mit massiver Bisskraft einhergehen - etwa kräftige Muskelansatzstellen, knöcherne Stützpfeiler oder spezialisierte Zähne.

Analysen der Mikrostruktur der Knochen zeigen, dass der Schädel lange nicht so stabil wie der eines Erwachsenen war. "Der kleine Kerl war vielleicht grade mal zwei oder drei, aber er war kein Kleinkind mehr", sagt Witmer. "Wir wissen nicht, in welchem Ausmaß die Eltern ihm noch Futter brachten, also war er möglicherweise schon ein recht tüchtiger Jäger." Aufgrund der Knochenstruktur nehmen die Paläontologen an, dass die Jungtiere mit ihren empfindlicheren Schädelknochen vorsichtigere Jäger waren, die eher Schnelligkeit und Beweglichkeit einsetzten als bloße Kraft. Ältere und ausgewachsene Artgenossen dagegen konnten es sich mit ihren kräftigeren Schädeln leisten, auch größere und gefährlichere Beute zu jagen.

Lebendgröße und -gewicht des mit zwei bis drei Jahren verstorbenen Jungtiers schätzen die Paläontologen auf knapp drei Meter Länge sowie ein Meter Höhe und gut 30 Kilogramm. Ausgewachsen erreichte T. bataar eine Größe von mehr als zehn Metern und ein Gewicht von rund sechs Tonnen. Er hatte eine geschätzte Lebenserwartung von etwa 25 Jahren und viele Gemeinsamkeiten mit dem bekannten T. rex.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Cranial osteology of a juvenile specimen of tarbosaurus bataar (theropoda, tyrannosauridae) from the nemegt formation (upper Cretaceous) of bugin tsav, Mongolia", Takanobu Tsuihiji, Lawrence M. Witmer et al.; Journal of Vertebrate Paleontology, Vol. 31(3), S. 1 - 21


 

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