Immuntherapie gegen aggressive Prostatatumoren

Eine Behandlung mit Antikörpern gegen N-Cadherin, ein Protein der Zellhülle, bremst in Tierversuchen Wachstum und Ausbreitung der Krebszellen
Los Angeles (USA) - Erst wenn sich langsam wachsende Prostatatumoren in aggressive Formen umgewandelt haben, können sich tödliche Metastasen bilden. Eine bisher unbekannte Ursache dieser Umwandlung haben amerikanische Mediziner jetzt entdeckt. Wenn die Krebszellen verstärkt das Protein N-Cadherin produzieren, beschleunigt sich ihr Wachstum, das dann auch nicht mehr durch eine Anti-Hormontherapie zu bremsen ist. Umgekehrt führte eine Blockade des Proteins durch Antikörper in Versuchen mit Mäusen dazu, dass die Tumoren schrumpften und keine Metastasen bildeten. N-Cadherin sei daher ein vielversprechender Angriffspunkt für neue Therapien gegen Prostatakrebs, schreiben die Forscher im Fachblatt "Nature Medicine".

Das wichtigste Ergebnis dieser Arbeit sei, dass die vermehrte Produktion von N-Cadherin ausreicht, um invasives, hormonunabhängiges Krebswachstum und Metastasenbildung zu verursachen, erklären Robert Reiter von der University of California in Los Angeles und seine Kollegen. N-Cadherin-Moleküle auf der äußeren Zellhülle spielen als Adhäsionsproteine eine wichtige Rolle beim Knüpfen und Lösen von Kontakten zwischen den Zellen. In vergleichenden Untersuchungen von Gewebeproben stellten die Forscher fest, dass das N-Cadherin-Gen von aggressiven Prostatatumoren, die nicht mehr auf eine Anti-Hormontherapie ansprechen, aktiver ist als das Gen in langsam wachsenden, hormonabhängigen Tumoren. Eine Anti-Hormontherapie, auch Androgensuppression genannt, blockiert die Wirkung männlicher Geschlechtshormone, die im therapierbaren Stadium das Krebswachstum fördern.

Eine experimentell verstärkte N-Cadherinproduktion bewirkte, dass Laborkulturen von Tumorzellen resistent gegen einen Hormonentzug wurden und die Fähigkeit erlangten, Metastasen zu bilden. Die Bedeutung von N-Cadherin bei diesem Vorgang bestätigte sich, als die Forscher monoklonale Antikörper einsetzten, die sich an das Protein anlagerten und so dessen Funktion blockierten: Das Wachstum der Krebszellen verlangsamte sich. In Experimenten mit Mäusen blockierte die Behandlung mit dem Antikörper auch die Ausbreitung von Metastasen und brachte bei hoher Dosierung die Tumoren völlig zum Verschwinden. N-Cadherin wird aber nicht nur von Krebszellen, sondern auch von gesunden Zellen in verschiedenen Geweben gebildet. Daher müsse nun geprüft werden, ob der Einsatz der Antikörper schwere Nebenwirkungen zur Folge hätte. In den Tierversuchen, so die Autoren, seien bisher auch bei sehr hoher Antikörperdosis keine erkennbaren Schäden aufgetreten.

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Quelle: "Monoclonal antibody targeting of N-cadherin inhibits prostate cancer growth, metastasis and castration resistance", Hiroshi Tanaka et al.; Nature Medicine, Online-Publikation, DOI: 10.1038/nm.2236


 

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