Hummeln helfen Serienmörder jagen

Biologen helfen Kriminologen, denn Erdhummeln verhalten sich bei der Futtersuche rund um das Heimatnest ähnlich wie Serienmörder bei der Opfersuche
Braune Erdhummel (Bombus terrestris) auf einer Blüte
Braune Erdhummel (Bombus terrestris) auf einer Blüte
© Jeff Delonge
London (Großbritannien) - Rund um das Nest ist neutrales Gebiet: Auf der Futtersuche sparen Hummeln diesen Teil aus, um ihre Basis nicht zu verraten und keine Feinde anzulocken. Ähnlich agieren Serienmörder, die zwar oft relativ nah am Heimatort ihre Opfer finden, aber fern genug, um von Nachbarn oder Freunden nicht erkannt zu werden. Diese Ähnlichkeit im Verhalten lässt sich nutzen, sagt ein britisch-amerikanisches Forscherteam. Es glaubt, mit den detaillierten Untersuchungen an Bienen konkret die Mörderjagd der Polizei verbessern zu können. Diese nutzt das so genannte geographische Profiling, um bei Serienverbrechen die langen Listen der Verdächtigen einzukürzen. Dabei helfen statistische Wahrscheinlichkeiten, Hinweise und Details der Verbrechen mit Täterprofilen in Einklang zu bringen und seinen vermutlichen Aufenthaltsort aufzuspüren. Wie die Hummelstudien dabei helfen können, beschreiben die Forscher im Fachjournal "Interface" der britischen Royal Society.

"Wir zeigen, dass sich geographisches Profiling nutzen lässt, um zwischen Futtersuch-Mustern aufgrund unterschiedlicher hypothetischer Suchalgorithmen und unterschiedlichen Futter-(Blüten-)Dichten zu unterscheiden. Insbesondere lassen sich die Suchmuster realer Hummeln verlässlich aus drei von neun hypothetischen Suchalgorithmen herausfinden", schreiben die Forscher um Nigel Raine von der Queen Mary University of London (QMUL). Die Biologen Raine und Steve Le Comber erarbeiteten ihre Studie gemeinsam mit Kim Rossmo, einem früheren US-Kriminalbeamten. Objekt der Untersuchungen war die Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris), die in Europa größte und am weitesten verbreitete Hummelart. Die Forscher markierten die Tiere mit winzigen farbigen Zahlen und beobachteten sie auf dem Weg zwischen Nest und künstlichen Blütenfeldern mit Zuckerwasser statt Nektar. Je weiter die "Blüten" voneinander entfernt waren, desto höher die Anstrengung bei der Nahrungssuche. In einer zweiten Stufe versahen sie die Hummeln mit winzigen Funkmarkern (RFID), um das detaillierte Verhalten im Bereich des Nestes besser überwachen zu können.

Ganz deutlich wurde dabei eine Art Pufferzone rund um das Nest. Anhand der Flugdaten konnten die Forscher tatsächlich auf die Lage des Nestes zurückschließen. Solche Pufferzonen sind im Tierreich auch von Bienen, Fledermäusen oder weißen Haien bekannt, und eben auch von Serienmördern, so berichten Kriminalforscher. Während Biologen ihre statistischen Modelle dann mit der örtlichen Verteilung der Blütenarten füttern, setzen Kriminologen hier die bekannten Details zu Fundorten, Tatorten und anderen Hinweisen ein. Insgesamt wollen die Forscher mit ihren Untersuchungen aber auch die Kenntnis von Hummeln und Bienen vorantreiben, da diese im Ökosystem und auch in der Nahrungswirtschaft eine große Rolle spielen.

University of London, Interface
Quelle: "Geographic profiling applied to testing models of bumble-bee foraging", Nigel E. Raine, D. Kim Rossmo, Steven C. Le Comber; Interface, Online-Vorabveröffentlichung: 29.07.08
DOI: 10.1098/rsif.2008.0242


 

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