Hilfsbereite Wespen handeln nicht selbstlos

Arbeiterinnen bauen nicht verwandter Königin ein Nest - und nutzen es oft für die eigene Fortpflanzung
Gallische Feldwespen (Polistes dominulus) beim Nestbau
Gallische Feldwespen (Polistes dominulus) beim Nestbau
© Ellouise Leadbeater
Brighton (Großbritannien) - Kooperatives Verhalten und Eigennutz schließen einander nicht aus. So verhalten sich Gallische Feldwespen nicht selbstlos, wenn sie als Arbeiterinnen einer nicht verwandten Königin beim Nestbau helfen, entdeckten britische Biologen. Denn später gelingt es den hilfsbereiten Insekten oft, das Nest zu übernehmen und zur Erzeugung eigener Nachkommen zu nutzen, schreiben die Forscher im Fachjournal "Science". Der individuelle Fortpflanzungserfolg war bei diesem Verhalten größer als bei Wespen, die allein ihr eigenes Nest gebaut hatten.

"Überraschenderweise waren 15 bis 35 Prozent der untergeordneten Arbeiterinnen in mindestens drei Populationen der Gallischen Feldwespe (Polistes dominulus) überhaupt nicht mit der dominierenden Königin verwandt", berichtet die Forschergruppe um Ellouise Leadbeater von der University of Sussex in Brighton. Bisher hatte man das scheinbar uneigennützige Verhalten von Individuen bei sozialen Insekten damit erklärt, dass sie dadurch ihre Verwandten unterstützen und so indirekt auch der Verbreitung eigener Gene dienen. Doch für die Gallische Feldwespe konnten die Biologen nun nachweisen, dass die Arbeiterinnen von ihrer Kooperation sogar direkt profitieren.

In Freilanduntersuchungen verglichen die Forscher den Fortpflanzungserfolg weiblicher Wespen, die entweder als Arbeiterin einer Königin beim Nestbau halfen oder aber allein ein eigenes Nest bauten. Dazu markierten sie mehr als tausend einzelne Insekten und analysierten ihre DNA. Im Verlauf der fünfmonatigen Brutsaison untersuchten sie dann Proben der Puppen aus 228 Nestern durch DNA-Tests. Dabei stellte sich heraus, dass Arbeiterinnen im Dienst einer Königin mehr Nachkommen produzierten als diejenigen, die ein eigenes Nest gebaut hatten. Der Hauptgrund dafür war, dass die Arbeiterinnen in vielen Fällen nach dem Tod der Königin deren Position übernahmen. Aber auch die anderen fanden einen Weg, sich fortzupflanzen: Sie schmuggelten eigene Eier unter die Eier der Königin. Das Beispiel zeigt, dass es von Fall zu Fall unterschiedliche Erklärungen dafür geben kann, wie sich kooperatives Verhalten im Lauf der Evolution entwickelt hat.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Nest Inheritance Is the Missing Source of Direct Fitness in a Primitively Eusocial Insect", Ellouise Leadbeater et al.; Science, Vol. 333, p. 874


 

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