Hexenschuss: Das Wetter ist nicht schuld

Plötzlich auftretende Rückenschmerzen stehen in keinem Zusammenhang mit Luftfeuchtigkeit und Außentemperatur
Ein Hexenschuss äußert sich in plötzlich auftretenden Schmerzen im Lendenwirbelbereich.
Ein Hexenschuss äußert sich in plötzlich auftretenden Schmerzen im Lendenwirbelbereich.
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Sydney (Australien) - Viele Menschen, die immer wieder unter Rückenschmerzen leiden, sind überzeugt davon, dass ihre Beschwerden auch mit der Wetterlage zusammenhängen. Insbesondere feuchtes und kühles Wetter soll angeblich die Entstehung akuter Schmerzen im Bereich der Lendenwirbel begünstigen. Die jetzt vorliegenden Ergebnisse einer australischen Studie können diese Vermutung allerdings nicht bestätigen. Sie lieferte keine Hinweise auf einen klinisch relevanten Zusammenhang zwischen meteorologischen Daten und dem Zeitpunkt, an dem die Patienten von einem Hexenschuss geplagt wurden. Lediglich erhöhte Windstärken waren mit einem geringfügig erhöhten Schmerzrisiko verbunden, berichten die Forscher im Fachblatt „Arthritis Care and Research”.

„Unsere Studie ist die erste, die untersucht, ob das Wetter das Auftreten akuter Rückenschmerzen beeinflusst“, schreiben Daniel Steffens von der University of Sydney und seine Kollegen. Sie befragten knapp tausend Menschen im Alter von durchschnittlich 45 Jahren, die in der Zeit zwischen Oktober 2011 und November 2012 wegen eines Hexenschusses einen Arzt in Sydney aufgesucht hatten. Jeder Patient gab den genauen Tag an, an dem die Schmerzen des sogenannten Lumbalsyndroms erstmals aufgetreten waren. Diesem Tag ordneten die Forscher dann aufgezeichnete Wetterdaten zu. Als Kontrolle dienten die jeweils eine Woche und einen Monat zurückliegenden meteorologischen Daten zweier Tage, an denen die Probanden beschwerdefrei waren.

Es ergab sich kein Zusammenhang zwischen dem Beginn der Rückenschmerzen und Außentemperatur, relativer Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Windrichtung und Niederschlagsmenge am Tag der Erkrankung. Die Wahrscheinlichkeit eines Hexenschusses stieg geringfügig bei erhöhter Windgeschwindigkeit. Dieser Effekt sei jedoch nach Ansicht der Forscher klinisch unbedeutend. Im Zeitraum der Studie schwankten die Temperaturen zwischen 0,7 und 37,5 Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit erreichte Werte zwischen sechs und hundert Prozent. Möglicherweise hätte die Studie für Regionen mit stärkeren Wetterschwankungen andere Ergebnisse geliefert, räumen die Autoren ein. Es wäre auch interessant zu untersuchen, so Steffens, ob eine ähnliche Studie mit Patienten, die unter chronischen Rückenschmerzen oder anderen schmerzhaften Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis leiden, eher Hinweise auf einen Einfluss des Wetters liefern würde. Auch zusätzliche Informationen über Raumtemperatur, Wohnqualität und Nutzung einer Klimaanlage sollten als mögliche Einflussfaktoren berücksichtigt werden.

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