Helicobacter pylori: Schützt der Magenkeim vor Übergewicht?
„Die allmählich zurückgehende Verbreitung der Helicobacter pylori-Besiedlung in den vergangenen Jahrzehnten könnte ursächlich mit der Ausbreitung der Fettleibigkeit in den westlichen Industrieländern zusammenhängen“, sagt Gerald Holtmann von der University of Queensland. Diese Annahme werde unterstützt durch die Ergebnisse einer neueren Studie, wonach die erfolgreiche Behandlung von H. pylori-Infektionen mit einer deutlichen Gewichtszunahme der Patienten verbunden ist. Holtmann und seine Kollegen werteten 49 Studien aus, die Daten von mehr als 99.000 Menschen aus zehn europäischen Ländern, Japan, Australien und den USA erfassten. Die Infektionsraten für den Magenkeim schwankten zwischen 15 Prozent in Australien und 85 Prozent in Portugal. Der Anteil übergewichtiger Menschen unter den Testpersonen eines Landes lag zwischen 22 und 67 Prozent, bei den Fettleibigen waren es 2 bis 34 Prozent.
Die Auswertung ergab einen statistisch signifikanten Zusammenhang: Je verbreiteter H. pylori-Infektionen in einem Land waren, desto geringer war der Anteil von Übergewichtigen und Fettleibigen unter den jeweiligen Probanden. Dieses Ergebnis weist allerdings keine Beziehung von Ursache und Wirkung nach. Es sei nicht auszuschließen, so die Forscher, dass andere Faktoren sowohl die Infektionsrate als auch die Zunahme des Körpergewichts beeinflussen. Aus mehreren Untersuchungen ist bekannt, dass das unterschiedliche Artenspektrum der Darmbakterien einen großen Einfluss auf das Körpergewicht hat. So könnten bestimmte Umwelteinflüsse – darunter die Ernährung oder schlechte Hygiene – eine Besiedlung der Magenschleimhaut durch H. pylori begünstigen und gleichzeitig die Zusammensetzung der Darmflora beeinflussen. Auf noch unbekannte Weise könnten die Magenkeime auch den Spiegel an Hormonen verändern, die Appetit und Sättigung regulieren, wie einige Untersuchungen nahelegen. Neue Studien sind nötig, um solche Wechselwirkungen und deren Folgen zu prüfen.