Gruppenkuscheln unter primitiven Beuteltieren

Vorfahren des heutigen Opossums waren überraschend gesellig
Heute lebende Opossums sind eher einzelgängerisch veranlagt
Heute lebende Opossums sind eher einzelgängerisch veranlagt
© U.S. Fish and Wildlife Service
Brüssel (Belgien) - Das Oppossum von heute ist ein Einzelgänger. Doch die eigenbrötlerische Lebensweise ist unter Beuteltieren nicht - wie bislang angenommen - die ursprüngliche, sondern hat sich vermutlich erst im Laufe der Evolution entwickelt. Das zeigt ein etwa 64 Millionen Jahre alter, einzigartig gut erhaltener Fund aus Bolivien: Die Überreste einer Gruppe von 35 Individuen, etwa mausgroßen Vorfahren des heutigen Opossums, bestehen aus nahezu kompletten Schädeln sowie Teilen des restlichen Skeletts. Bisherige Fossilfunde früher Beuteltiere waren eher spärlich und nicht gut konserviert. Meist handelte es sich um stark beschädigte Kieferteile oder einzelne Zähne, woraus sich lediglich vage Schlüsse auf Ernährung und Verwandtschaftsbeziehungen der Tiere treffen ließen. Der Gruppenfund erlaubt nun einen unvergleichlichen Einblick in den Körperbau und insbesondere auch in die Lebensweise der Tiere. Er legt nahe, dass primitive Beuteltiere durchaus gesellig lebten, berichten belgische Paläontologen im Fachblatt "Nature" (DOI:10.1038/nature09987).

"Diese Individuen wurden möglicherweise bei einem einzelnen katastrophalen Ereignis begraben und gehörten somit höchstwahrscheinlich zur selben Population", schreiben Sandrine Ladevèze vom Royal Belgian Institute of Natural Sciences und Kollegen. Die Überreste der einzelnen Tiere sind sehr gut erhalten, aber miteinander vermischt. Die Gruppe aus 35 Individuen der Art Pucadelphys andinus bestand aus Männchen und Weibchen sowie aus Jungtieren. Männliche und weibliche Skelette sind sehr deutlich voneinander zu unterscheiden. Dieser eindeutige sogenannte Geschlechtsdimorphismus ist ein Hinweis darauf, dass in dieser Art auf ein Männchen mehrere Weibchen kamen und starke Konkurrenz unter den Männchen vorherrschte. Die Erhaltung mehrerer erwachsener, jugendlicher und kindlicher Individuen in unmittelbarer Umgebung - innerhalb eines knappen Quadratmeters - spricht nach Ansicht von Ladevèze und Kollegen für geselliges Sozialverhalten.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Earliest evidence of mammalian social behaviour in the basal Tertiary of Bolivia", Sandrine Ladevèze et al.; Nature (DOI: 10.1038/nature09987)


 

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