Grüne Blätter gegen den Klimawandel
"Die globale Landwirtschaft hat schon heute Auswirkungen auf das Erdklima", sagt Andrew Redgwell von der University of Bristol. Doch heute sind die verwendeten Züchtungen für Getreide auf eine maximale Ausbeute optimiert. Würden jedoch Pflanzen angebaut werden, deren Blätter eine wachsartige, reflektierende Beschichtung aufwiesen, könnte mit relativ geringem Aufwand bis zu 25 Prozent mehr einfallendes Sonnenlicht direkt wieder in die Atmosphäre zurückgestreut werden. Simulationen mit erprobten Klimamodellen zeigten, dass dieser Effekt auf der Nordhalbkugel eine saisonale Abkühlung von ein bis zwei Grad ergeben könnte. Details zu seiner Idee veröffentlichte der Forscher bereits vor wenigen Wochen in der Fachzeitschrift "Current Biology".
Für eine Umsetzung müssten zudem noch geeignete Getreidesorten gezüchtet werden. Auch gentechnisch veränderte Spezies will Redgwell für diesen Zweck nicht ausschließen. Allerdings wirke sich diese Abkühlung nur in Regionen der nördlichen Hemisphäre aus, in denen sich ausgedehnte Anbauflächen befänden. Zudem entfalte dieses Bio-Geoengineering seine kühlende Wirkung ausschließlich während der Wachstumsperiode im Sommerhalbjahr. "Wichtig ist es auch, dass dabei der Ertrag der Pflanzen für Nahrungsmittel nicht signifikant verändert wird", sagt Redgwell gegenüber Wissenschaft aktuell.
Redgwell ist sich bewusst, dass mit seiner Idee der Klimawandel nicht komplett bekämpft werden kann. Doch regionale Kühleffekte im Sommer könnten zumindest Hitzewellen und Dürren vermeiden helfen. Auch das Abschmelzen der Eisschilde auf Grönland könnte diese Maßnahme nicht verhindern. Zu diesem Ergebnis kommt Daniel Lunt, ein Kollege von Ridgwell an der University of Bristol, der die Effizienz von mehreren Ideen für ein Geo-Engineering miteinander verglich.
###
Wissenschaft aktuell berichtet exklusiv für den deutschsprachigen Raum vom bisher größten Klimakongress des Jahres in Kopenhagen. Mehr als 2000 internationale Wissenschaftler berichten und diskutieren dort vom 10. bis 12. März ihre aktuellen, teils noch unveröffentlichten Forschungsergebnisse.
Der "Climate Change Congress" soll eine aktuelle wissenschaftliche Grundlage schaffen für das Treffen des Weltklimarats der Vereinten Nationen IPCC, das im Dezember 2009 ebenfalls in Kopenhagen stattfinden wird.