Großer, böser, schwarzer Wolf - im Hundepelz?

Wölfe mit dunkler Fellfarbe haben das dafür zuständige Gen vom Hund geerbt
Während schwarze Wölfe eher in den Wäldern vorkommen, dominieren helle in der Tundra
Während schwarze Wölfe eher in den Wäldern vorkommen, dominieren helle in der Tundra
© Marco Musiani, University of Calgary
Stanford (USA) - Schwarze Wölfe haben ihr dunkles Fell wohl dem Hund zu verdanken. Ursprünglich eigentlich grau gefärbt, leben in den Wäldern Nordamerikas auch wenige schwarze Exemplare des Canis lupus. Die Mutation für diese dunklere Fellfarbe ist aber nicht in der Wildnis entstanden, sondern stammt vom domestizierten Hund, legen Genanalysen eines internationalen Forscherteams nahe. Indem sich gezähmte Tiere wieder mit dem Wolf paarten, gelangte das entsprechende Gen vor tausenden von Jahren zum Wolf, berichten sie in "Sciencexpress". Heute könnten die Raubtiere von dem dunklen Fell profitieren: Wölfe in der Tundra sind eher heller gefärbt. In Wäldern lebenden Tieren scheint der schwarze Pelz jedoch Vorteile zu bringen, wenn auch noch nicht ganz klar ist, welche. Da das Tundra-Habitat zunehmend schwindet, könnte das dunklere Fell künftig eine wichtige Überlebenshilfe darstellen.

"Wir wissen jetzt, dass Hunde die Verwalter eines genetischen Erbes gewesen sind, das sich als sehr günstig für Wölfe erweisen könnte", erläutert Greg Barsh von der Stanford University. "Wir waren wirklich überrascht herauszufinden, dass domestizierte Tiere als genetisches Reservoir dienen können, dass den wilden Populationen dienen kann, aus denen sie stammen." Vor kurzem hatten Barsh und Kollegen bei Hunden das Gen ausgemacht, das die dunkle Fellfarbe bestimmt. In ihrer aktuellen Studie verglichen sie das Erbgut von 41 schwarzen, weißen und grauen Wölfen aus der kanadischen Arktis und 224 schwarzen und grauen Tieren im Yellowstone National Park mit dem von Haushunden und Kojoten.

Eigentlich wollten sie lediglich untersuchen, ob dem Schwarz bei allen der gleiche genetische Mechanismus zugrunde liegt. Als sie ihre Forschung aber dahingehend ausdehnten, den Ursprung der Mutation für die Schwarzfärbung zu finden, entdeckten sie zu ihrer Überraschung, dass dieser beim Hund liegt. Sie konnten die Quelle des zuständigen Gens zum Hund zurückverfolgen; dies entstand schätzungsweise vor 50.000 Jahren. Das Merkmal wurde dann an den Wolf ebenso wie an den Kojoten weitergegeben. Das könnte den Vermutungen von Barsh und seinen Kollegen zufolge vor gar nicht allzu langer Zeit passiert sein: vor etwa 10.000 bis 15.000 Jahren, als Hunde gemeinsam mit dem Mensch über die Behring-Straße von Europa nach Nordamerika gelangten.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Molecular and Evolutionary History of Melanism in North American Gray Wolves", T.M. Anderson, Gregory S. Barsh et al.; Sciencexpress (10.1126/science.1165448)


 

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