Große Studie bestätigt: Erhöhtes Herzinfarktrisiko nach Gallensteinleiden

Möglicherweise verändert eine gestörte Gallenfunktion den Stoffwechsel so, dass Blutgefäße schneller verkalken
Geöffnete Gallenblase mit zahlreichen Gallensteinen
Geöffnete Gallenblase mit zahlreichen Gallensteinen
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New Orleans (USA) - Bei Menschen, die unter Gallensteinen gelitten haben, besteht ein erhöhtes Risiko für eine Erkrankung der Herzkranzgefäße. Das bestätigt die Auswertung von Daten aus drei neuen und vier älteren amerikanischen Studien. Einerseits gibt es für beide Krankheiten gemeinsame Risikofaktoren wie Diabetes und erhöhte Blutfettwerte. Aber auch unabhängig davon blieb der Zusammenhang zwischen Gallensteinleiden und koronarer Herzkrankheit bestehen. Möglicherweise begünstigt eine Fehlfunktion der Galle sowohl die Bildung von Gallensteinen als auch eine schnellere Verkalkung von Blutgefäßen. So könnte eine krankhaft veränderte Gallenflüssigkeit die Aktivität der Darmflora beeinflussen und sich dadurch auf die Gesundheit von Herz und Gefäßen auswirken, schreiben die Forscher im Fachblatt „Arteriosclerosis, Thrombosis and Vascular Biology“.

„Eine Erkrankung durch Gallensteine zu verhindern, könnte auch der Herzgesundheit zugute kommen“, sagt Lu Qi von der Tulane University in New Orleans. Gallensteine bilden sich aus Bestandteilen der Gallenflüssigkeit und bestehen meist größtenteils aus Cholesterin. Als Pigmentsteine werden diejenigen bezeichnet, die den Gallenfarbstoff Bilirubin enthalten. Den Zusammenhang zwischen Gallensteinleiden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen analysierten die Forscher um Qi zunächst in drei Einzelstudien. Die bisher umfangreichste Untersuchung dieser Art erfasste – über Zeiträume von bis zu 30 Jahren – Daten von 270.000 Menschen, die zu Beginn keine Anzeichen für Herz- und Gefäßerkrankungen zeigten. Die Ergebnisse wurden schließlich zusammen mit denen von vier bereits veröffentlichten Studien ausgewertet. Insgesamt standen damit medizinische Daten von mehr als 842.000 US-amerikanischen Männern und Frauen zur Verfügung.

An einem Herzinfarkt oder einer anderen koronaren Herzkrankheit erkrankten 51.000 Menschen. Dieses Krankheitsrisiko war für Personen mit einem zurückliegenden Gallensteinleiden um 23 Prozent größer als für die anderen. Wurde jede Einzelstudie getrennt ausgewertet, schwankte der Wert zwischen 15 und 33 Prozent. Der Zusammenhang erwies sich als unabhängig von einem breiten Spektrum zusätzlicher Einflussfaktoren, darunter Fettleibigkeit, Diabetes, Metabolisches Syndrom, erhöhter Cholesterinspiegel, Bluthochdruck und fettreiche Ernährung. Es müsse einen noch unbekannten Mechanismus geben, der die Verbindung zwischen Gallensteinleiden und Erkrankung der Herzkranzgefäße erklärt, schreiben die Forscher. Eine mögliche Erklärung bestünde darin, dass eine verstärkte Produktion von Gallensäure, Lecithin und Cholesterin eine gemeinsame Ursache für beide Krankheiten ist.

Zudem verändert eine gestörte Gallenfunktion auch das normale Gleichgewicht zwischen einzelnen Bakteriengruppen der Darmflora. Das wirkt sich auf die Nahrungsverwertung und andere Leistungen des Stoffwechsels aus. Dadurch kann sich nicht nur das Risiko für Fettleibigkeit erhöhen, sondern auch die Verkalkung der Herzgefäße beschleunigen. Die Ernährung wäre daher vielleicht ein Ansatz zur Vorbeugung. Patienten, bei denen Gallensteine diagnostiziert worden sind, sollten verstärkt auf Anzeichen von Herz- und Gefäßkrankheiten kontrolliert werden, fordern die Autoren. Spezielle Studien seien nötig, um den Effekt von Cholesterin senkenden Medikamenten wie den Statinen auf das Risiko einer Gallensteinerkrankung zu prüfen.

Gallensteine kommen bei etwa jedem sechsten Deutschen vor. In der Mehrzahl der Fälle verursachen sie aber keine Beschwerden. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Ein Cholesterinstein kann größer als eine Kirsche werden.

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