Grippewelle nach trockenen Wintertagen

In trockener Luft überleben die Viren effektiver, weshalb ungewöhnlich trockene Perioden häufig einen Ausbruch der Krankheit nach sich ziehen
Corvallis (USA) - Besonders trockene Wintertage scheinen einen Grippeausbruch tatsächlich zu begünstigen. Diese Vermutung untermauert jetzt eine statistische Analyse amerikanischer Forscher. Eine Voraussetzung für eine massive Verbreitung der Viren ist eine ungewöhnliche Trockenheit ihren Untersuchungen zufolge zwar nicht, jedoch geht sie einer Grippewelle überdurchschnittlich häufig voraus. Demnach ist eine niedrige absolute Luftfeuchtigkeit vermutlich ein zentraler - wenn auch nicht der einzige - Faktor für die Verbreitung der Erreger und fördert damit den Beginn eines solchen Ausbruchs, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt "PLoS Biology".

"Diese trockene Periode ist keine Bedingung, um einen Influenzaausbruch auszulösen, aber sie war in 55 bis 60 Prozent der Ausbrüche, die wir analysiert haben, vorhanden", erläutert Jeffrey Shaman von der Oregon State University in Corvallis. "Daher scheint es, dass dies die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs erhöht." Das Virus reagiert nach einer solchen ungewöhnlich trockenen Phase beinahe sofort, indem seine Übertragungs- und Überlebensraten steigen, gefolgt von beobachteten Influenza-Sterberaten etwa zehn Tage später. Shaman und seine Kollegen hatten Influenzawellen sowie die verzeichneten Werte der absoluten Luftfeuchtigkeit in fünf US-Staaten über einen Zeitraum von 31 Jahren untersucht. Frühere Studien hatten ergeben, dass die absolute Luftfeuchtigkeit sich stark auf die Überlebens- und Übertragungsraten von Influenzaviren in der Luft auswirkt. In ihrer aktuellen Studie stellten die Forscher fest: Die absolute Luftfeuchtigkeit hing tatsächlich auch mit den saisonalen Grippewellen zusammen - oftmals ging den Höhepunkten der Erkrankung eine äußerst trockene Wetterperiode unmittelbar voraus.

Aus ihren Analysen konnten Shaman und Kollegen darüber hinaus ein mathematisches Modell entwickeln, mit dem sie den Start vieler Grippeausbrüche anhand der Luftfeuchtigkeitswerte auch in anderen Bundesstaaten nachvollziehen konnten. Eine Methode zur sicheren Vorhersage von Grippewellen ist das Modell nicht, denn dazu sind auch andere Faktoren wie zum Beispiel die Art des Virus und seine Ansteckungskraft oder die Anfälligkeit der Bevölkerung ebenfalls zu stark in diesen Prozess involviert. Aber es kann doch helfen, besser zu verstehen, welche Mechanismen dabei eine Rolle spielen - auch für andere Krankheiten.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Absolute Humidity and the Seasonal Onset of Influenza in the Continental United States", Shaman J et al.; PLoS Biol (Vol. 8 (2), e1000316. doi:10.1371/journal.pbio.1000316)


 

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