Grippeschutz: Impfpflaster wirkt besser als Injektion

Ein mit Mikronadeln in die Haut eingedrückter Impfstoff aktiviert bei Mäusen das Immunsystem stärker und länger andauernd als die übliche Spritze in den Muskel
Die 50 Mikronadeln des Grippe-Impfpflasters sind mit dem Impfstoff beschichtet.
Die 50 Mikronadeln des Grippe-Impfpflasters sind mit dem Impfstoff beschichtet.
© Georgia Tech
Atlanta (USA) - Die Grippeimpfung erfolgt üblicherweise durch Injektion in den Oberarmmuskel. Als effektiver jedoch hat sich jetzt im Tierversuch der Einsatz eines Pflasters erwiesen, das mit mikroskopisch kleinen Impfnadeln ausgestattet ist. Diese sind mit dem Impfstoff beschichtet und dringen beim Aufdrücken des Pflasters in die Haut ein. So geimpfte Mäuse entwickelten einen stärkeren und länger andauernden Immunschutz als nach herkömmlicher Impfung, berichten amerikanische Mediziner im Fachjournal „Scientific Reports“.

„Wir haben gezeigt, dass die Immunisierung durch einen zugelassenen Grippeimpfstoff mithilfe von Mikronadeln beide Zweige der Immunabwehr aktiviert und bei Mäusen einen verbesserten Langzeitschutz bewirkt“, schreiben Ioanna Skountzou von der Emory University in Atlanta und Kollegen. Für ihre Experimente setzten die Forscher einen Impfstoff ein, der aus Proteinen des Influenzavirus-Stamms H1N1 bestand. Im Vergleich zu vollständigen Viruspartikeln hat ein solcher Impfstoff zwar eine schwächere Wirkung, ist aber besser verträglich. Bei Einsatz des Impfpflasters dringen die Virusproteine mit fünfzig 0,7 Millimeter langen Stahlnadeln in die Haut ein. Spezielle Immunzellen transportieren sie dann in die Lymphknoten und aktivieren dort sowohl T-Zellen als auch Antikörper-produzierende B-Zellen.

In vergleichenden Versuchsreihen erwies sich die neue Impftechnik in mehrfacher Hinsicht als überlegen gegenüber der herkömmlichen Methode. Bereits vier Wochen nach Impfung mit dem Pflaster war ein schützender Spiegel an Virusantikörpern messbar. Bei intramuskulärer Verabreichung dauerte es doppelt so lange. Und wurden geimpfte Tiere mit mäuseadaptierten H1N1-Viren infiziert, vermehrten sich die Viren in den Lungen der nach alter Methode geimpften Tiere stärker und erreichten eine 40-fach höhere Konzentration als bei den anderen. Zwölf Wochen nach der Impfung waren die Mäuse unabhängig von der Impftechnik gleichermaßen vor einer tödlichen Infektion geschützt. Doch nach 36 Wochen wirkte eine Infektion für 40 Prozent der Tiere tödlich, wenn sie per Spritze in den Muskel geimpft worden waren. Dagegen überlebten auch dann noch sämtliche per Pflaster geimpften Mäuse.

Nun müssen klinische Studien prüfen, ob die neue Impfmethode der alten auch beim Menschen überlegen ist. Zusätzliche Vorteile des neuen Verfahrens wären, so die Forscher, eine kostengünstige Herstellung und Lagerung der Pflaster sowie eine schnellere Verfügbarkeit und einfachere Anwendung. Dadurch würden Massenimpfungen – auch ohne medizinisches Personal – bei einer drohenden Grippepandemie erleichtert.

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Quelle: „Delivery of subunit influenza vaccine to skin with microneedles improves immunogenicity and long-lived protection“, Dimitrios G. Koutsonanos et al.; Scientific Reports, DOI: 10.1038/srep00357


 

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