Gleich fünf Super-Erden in kosmischer Nachbarschaft entdeckt

Neue Präzisionsmethode weist auf erdähnliche Begleiter im Sternensystem Tau Ceti hin, in nur zwölf Lichtjahren Entfernung
Künstlerische Darstellung des Planetensystems um Tau Ceti
Künstlerische Darstellung des Planetensystems um Tau Ceti
© J. Pinfield / RoPACS Network / University of Hertfordshire
Turku (Finnland)/Hertfordshire (Großbritannien) - Der Stern Tau Ceti ist gerade einmal zwölf Lichtjahre entfernt von der Erde und damit nur knapp dreimal so weit wie unser nächster Nachbar Alpha Centauri. Bislang dachte man, dass Tau Ceti einsam seine Bahnen zieht. Doch mit Hilfe einer neuen Analysemethode konnte ein internationales Forscherteam nun verdächtige Periodizitäten in seinen Beobachtungsdaten finden. Demnach tummeln sich offenbar gleich fünf Planeten um diesen Stern, berichtet das Team in einer kommenden Ausgabe des Fachblatts „Astronomy & Astrophysics“. Tau Ceti ist der zweitnächste sonnenähnliche Stern und deshalb ein Kandidat für lebensfreundliche Trabanten. Einer der neu entdeckten Planeten befindet sich sogar in der sogenannten bewohnbaren Zone, in der flüssiges Wasser existieren könnte.

„Wir erblicken zum ersten Mal die Geheimnisse unserer Nachbarsterne und ihre bislang verborgenen, möglicherweise bewohnbaren Planeten“, sagt Paul Butler vom Carnegie Institute in Washington. Mit den kommenden Generationen von Teleskopen wollen Astronomen versuchen, solch nahe Planeten sogar direkt zu beobachten: „Wir werden nach Wasser, Kohlendioxid, Methan und anderen Spuren von Leben suchen können.“ Die fünf Planeten umkreisen ihr Zentralgestirn mit Umlaufzeiten zwischen 13 und 640 Tagen. Ihre untere Massengrenze liegt zwischen der doppelten und der sechseinhalbfachen Erdmasse. Der Planet in der bewohnbaren Zone ist rund fünfmal schwerer als die Erde und damit der leichteste je gefundene Himmelskörper in einer solchen Zone um einen sonnenähnlichen Stern.

Das System Tau Ceti liegt im Sternbild Walfisch. Es besitzt eine sehr massive Staubscheibe und deshalb wahrscheinlich viele Kometen und Asteroiden. Astronomen spekulieren folglich, ob ein bewohnbarer Planet nicht einem heftigen Bombardement aus dem All ausgesetzt wäre. Auf der Erde hat ein schwerer Asteroidentreffer einst zum Aussterben der Dinosaurier geführt. Es ist aber noch etwas früh, über solche Szenarien zu spekulieren, da die neue Analysemethode noch nicht durch andere Beobachtungen erhärtet worden ist. Der Clou bei der Planetensuche bestand darin, aus den sehr schwachen Taumelbewegungen des Sterns regelmäßige Schwankungen herauszulesen, die auf die Anziehung durch Planeten hinweisen.

„Wir haben neue Techniken der Datenmodellierung angewendet und das Rauschen stark verringern können. Dadurch ist die Empfindlichkeit, mit der wir Planeten mit geringer Masse finden können, deutlich angestiegen“, berichtet Studienleiter Mikko Tuomi. Die Forscher können aber noch nicht ausschließen, dass eines oder auch mehrere der Planetensignale in Wirklichkeit gar nicht von Planeten stammen, sondern durch bislang unverstandene Phänomene wie etwa magnetische Sternenzyklen oder ungewöhnliche Sonnenflecken hervorgerufen werden.

Die inneren beiden Planeten scheinen sich aber in einem rhythmischen Muster zu bewegen, das auf ein langfristig stabiles Planetensystem hinweist. Auch wenn die wissenschaftliche Veröffentlichung in einem betont vorsichtigen Stil formuliert ist, so zeigt sich Koautor Steve Vogt aus Santa Cruz von den neuen Ergebnissen jedenfalls entzückt: „Diese Entdeckung ist im Einklang mit der immer weiter aufkommenden Einsicht, dass praktisch jeder Stern Planeten hat und dass unsere Galaxie eine Vielzahl möglicherweise bewohnbarer, erdgroßer Planeten besitzt. Diese Planeten sind überall, sogar direkt vor unserer Haustür!“

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