Gesünder gehen im Wald
„Große Langzeitstudien sind nötig, um die klinische Bedeutung unserer Ergebnisse besser zu verstehen”, erklären Jee-Yon Lee und Duk-Chul Lee von der Yonsei University in Seoul. Ihre Untersuchung beschränkte sich auf Auswirkungen, die unmittelbar im Anschluss an die körperliche Aktivität der Testpersonen nachweisbar waren; Langzeiteffekte nach regelmäßigem Training registrierten sie nicht. Die Forscher hatten 62 Frauen im Alter zwischen 60 und 80 Jahren nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Stunde lang gingen die Probandinnen in ihrem gewohnten Schritttempo entweder auf Waldwegen oder durch ein Stadtgebiet. Die Gehgeschwindigkeit führte nicht zu einer erhöhten Atemfrequenz und brachte die Frauen nicht zum Schwitzen. Jeweils eine halbe Stunde vor und nach dem Gang ermittelten Ärzte Blutdruckwerte, Lungenkapazität und Elastizität der Arterien. Hoher Blutdruck und verkalkte Blutgefäße sind bekannte Risikofaktoren für Arteriosklerose.
Für die Stadtgruppe ergaben sich keine relevanten Unterschiede in den Messwerten vor und nach dem Gehen. In der Waldgruppe dagegen sank der Blutdruck im Schnitt um 10 mm auf der Quecksilbersäule, die beim Ausatmen gemessene Lungenkapazität nahm zu und die Elastizität der Arterien verbesserte sich. Wie diese Veränderungen zustande kommen, ist noch nicht geklärt. Die Forscher vermuten, dass unter anderem eingeatmete Duftstoffe der Waldluft als Antioxidans und entzündungshemmend wirken. Beides könnte einen positiven Einfluss auf die Gesundheit von Lungen und Blutgefäßen haben. Denkbar wäre zudem, dass die Stimmung im Wald eine beruhigende Wirkung auf das autonome Nervensystem hat, das die Funktionen von Atmung und Kreislauf reguliert. Schließlich sei auch die bessere Luftqualität in Waldgebieten zu berücksichtigen. Weitere Studien müssten nun untersuchen, so die Autoren, ob sich die gesundheitsfördernde Wirkung über einen längeren Zeitraum und auch für andere Altersgruppen sowie bei Männern nachweisen lässt.