Gepard gegen Windhund – warum die Raubkatze beim Rennen gewinnt

Britische Forscher finden relevante Unterschiede im Galopp der Sprinter
Gepard im Galopp
Gepard im Galopp
© Jim Usherwood
London (Großbritannien) - Sie sind die schnellsten Vierbeiner unter der Sonne: Geparden lassen mit Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 100 Kilometern in der Stunde alle anderen verhältnismäßig lahm dastehen. Die zu den Windhunden gehörenden Greyhounds ähneln den geschmeidigen Raubkatzen in vielem – etwa in Gewicht, Körperbau und Laufstil – und trotzdem können selbst die schnellsten nicht mit diesen Rekordgeschwindigkeiten mithalten. Britische Forscher haben nun die Bewegungsabläufe im Galopp und die dabei auftretenden Kräfte unter die Lupe genommen, um herauszufinden, was genau den Geparden zum Rekordhalter macht. Sie fanden einige Faktoren, die den Unterschied ausmachen, darunter größere Schrittlänge, höhere Schrittfrequenz und ein effektiverer Vortrieb dank der Krallen. Details schildern sie im Fachblatt „Journal of Experimental Biology“.

„Geparden und Greyhounds sind dafür bekannt, einen Galopp zu verwenden, und sind sich dabei bemerkenswert ähnlich“, sagt Alan Wilson vom Royal Veterinary College an der University of London. „Trotzdem ist da dieser faszinierende Unterschied in der Maximalgeschwindigkeit von einem Faktor von beinahe zwei.“ Wilson und seine Kollegen nutzten für ihre Versuche Hochgeschwindigkeitskameras und spezielle Kraftmessplatten, die sie am Boden installierten. „Kraftmessplatten sind verhätschelte, heißgeliebte Ausrüstungsgegenstände, die man normalerweise nicht aus dem Labor holt und im Englischen Sommer im Boden verbuddelt“, schmunzelt Wilson. Dennoch taten die Forscher genau dies, um den Gang von Geparden in einem britischen Tierpark zu untersuchen. Zum Rennen animierten sie die Raubkatzen mit einem Stück Hühnchen, das mit hoher Geschwindigkeit durch das Gehege gezogen wurde. Außerdem wiederholten sie die Messungen in einem südafrikanischen Geparden-Zentrum und mit den Windhunden.

Im Detail analysierten die Wissenschaftler die auf die Gliedmaßen der Tiere wirkenden Kräfte, den Bewegungsablauf und die Schrittmuster. Sie stellten fest: Die in Gefangenschaft lebenden Geparden erreichen mit rund 60 Kilometern pro Stunde nicht die bei wildlebenden Tieren beobachteten Spitzengeschwindigkeiten. Dagegen schafften die Greyhounds beinahe 70 km/h. Die Forscher vermuten, dass die Raubkatzen in Gefangenschaft schlicht nicht die Motivation und die Übung ihrer Artgenossen in freier Wildbahn haben.

Dennoch konnten sie Unterschiede ausmachen, die erklären könnten, warum Geparden eigentlich deutlich schneller sind als die Windhunde. So ermöglichen die längeren Beine und der längere Rücken dem Geparden eine größere Schrittlänge. Außerdem kann die Raubkatze ihre Gliedmaßen während eines einzelnen Schwungs in kürzerer Zeit wieder in die Ursprungsposition bringen – vor allem bei höheren Geschwindigkeiten. Dies erlaubt wiederum eine höhere Schrittfrequenz bei höheren Geschwindigkeiten, während der Greyhound seine Schrittfrequenz konstant beibehält. Gepaart mit der größeren Schrittlänge könnte dies wilden Geparden die Rekordgeschwindigkeiten von mehr als 100 Kilometern in der Stunde bescheren. Aber auch die Krallen und der Bodenkontakt spielen womöglich noch eine Rolle. Die Krallen verschaffen der Raubkatze einen guten Halt am Boden und damit besseren Vortrieb, schreiben die Forscher. Und Geparden bleiben mit manchen ihrer Gliedmaßen etwas länger in Bodenkontakt, was ihnen ebenfalls einen Geschwindigkeitsvorteil gegenüber dem Windhund verschaffen könnte.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „High speed galloping in the cheetah (Acinonyx jubatus) and the racing greyhound (Canis familiaris): spatio-temporal and kinetic characteristics”, Penny E. Hudson, Sandra A. Corr, Alan M. Wilson; Journal of Experimental Biology, DOI:10.1242/jeb.066720


 

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