Genetisch veränderte Hühner können Ausbreitung von Vogelgrippe verhindern

Ausgestattet mit einem zusätzlichen Gen, scheiden grippeinfizierte Hühner keine Viren mehr aus
Gentechnisch veränderter Hahn stoppt Ausbreitung von Grippeviren
Gentechnisch veränderter Hahn stoppt Ausbreitung von Grippeviren
© Norrie Russell, Valerie White / The Roslin Institute
Cambridge/Edinburgh (Großbritannien) - Ein Ausbruch von Vogelgrippe in einer Hühnerfarm richtet nicht nur großen wirtschaftlichen Schaden an. Die Viren der infizierten Tiere können unter Umständen auch für Menschen infektiös werden. Jetzt haben britische Forscher genetisch veränderte Hühner erzeugt, die bei einer Infektion keine Viren mehr auf andere Hühner übertragen können. Das verhindert eine Ausbreitung und verringert das Gesundheitsrisiko für Menschen. Durch ähnliche gentechnische Maßnahmen ließe sich auch das Ansteckungsrisiko bei grippeinfizierten Schweinen senken, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal "Science".

"Hühner sind mögliche Wirte, über die neue Grippevirusstämme auf den Menschen übertragen werden könnten. Die Übertragung der Viren bei den Hühnern zu verhindern, würde dieses Infektionsrisiko senken", sagt Laurence Tiley von der University of Cambridge. "Unsere genetische Veränderung ist ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg, Hühner zu entwickeln, die völlig resistent gegen Vogelgrippe sind", so Tiley. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der University of Edinburgh hatte sein Forscherteam ein Gen in das Erbgut von Hühnern eingeschleust, das die Produktion eines kleinen RNA-Moleküls bewirkt. Dieses Molekül ähnelt bestimmten Abschnitten des Erbguts von Influenza A-Viren, an die das Polymerase-Enzym des Virus ankoppeln muss, um die Vermehrung des Erregers zu ermöglichen. Die künstlich erzeugte RNA dient so als "Köder" für das Enzym und blockiert dessen Funktion: Es können keine Virennachkommen gebildet und freigesetzt werden.

Wurden solche Hühner mit dem Vogelgrippevirus H5N1 infiziert, erkrankten die Tiere zwar, konnten aber andere Tiere nicht mehr anstecken. Die genetische Veränderung ist gegen sämtliche Stämme von Influenza A-Viren wirksam, eine Resistenz durch Mutationen sehr unwahrscheinlich. Das sei ein großer Vorteil im Vergleich zu einer Impfung, die immer wieder an die sich verändernden Viren angepasst werden müsse, so die Forscher. Außerdem könnten geimpfte Tiere, auch wenn sie selbst nicht erkranken, weiterhin Viren ausscheiden.

Die bisher erzeugten genetisch veränderten Hühner dienten einzig Forschungszwecken und seien nicht für den Verzehr bestimmt, sagt Tiley. Bei den nicht infizierten Tieren waren keinerlei Krankheitszeichen oder sonstige Veränderungen erkennbar. Auch Schweine könnten durch ein solches Zusatzgen so verändert werden, dass von ihnen bei einer Infektion mit Grippeviren keine Ansteckungsgefahr für den Menschen ausginge. Bei engem Kontakt mit infiziertem Geflügel haben sich in der Vergangenheit Menschen direkt mit Vogelgrippeviren infiziert. Eine größere Gefahr besteht aber darin, dass sich die Viren verändern oder dass sich bei einer Mischinfektion ihr Erbgut mit dem menschlicher Grippeviren mischt. Dadurch könnten neue Virustypen entstehen, die Menschen leichter infizieren und von Mensch zu Mensch übertragbar werden. Erst dann besteht die Gefahr einer Epidemie oder gar einer weltweiten Pandemie.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Suppression of avian influenza transmission in genetically modified chickens", Jon Lyall et al.; Science, Vol. 331, p. 223


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg