Gehirnerschütterung – Ruhe danach extrem wichtig

Studie an Mäusen belegt: Nach einigen Tagen erholt sich das Gehirn von selbst wieder, doch wenn es wiederholt erschüttert wird, nimmt es dauerhaft Schaden
Grade bei Sportarten mit heftigem Körperkontakt kann das Gehirn schnell einen Stoß bekommen.
Grade bei Sportarten mit heftigem Körperkontakt kann das Gehirn schnell einen Stoß bekommen.
© Shutterstock, Bild 220467811
Washington D. C. (USA) - Ein bisschen Pech und es kann ganz fix gehen, sich mal übel den Kopf anzuschlagen. Insbesondere bei Kontaktsportarten wie zum Beispiel American Football sind kleinere Gehirnerschütterungen sogar beinahe an der Tagesordnung. Nach einem solchen Ereignis einige Tage Ruhe einzulegen, ist ratsam und das wird wohl auch in der Regel der Arzt empfehlen. Wie absolut notwendig diese Ruhe ist, haben amerikanische Forscher jetzt in einem Mausmodell nachvollzogen. Ihre Ergebnisse, die sie im „American Journal of Pathology” vorstellen, zeigen: Das Gehirn erholt sich zwar wieder von den kleinen Läsionen, doch wenn sie immer wieder und kurz hintereinander auftreten, machen Entzündungsprozesse sowie Schäden an der Weißen Substanz dem Gehirn zu schaffen und hinterlassen Spuren, die sogar ein Jahr später noch nicht verschwunden sind. Die Neurowissenschaftler konnten mit ihren Versuchen außerdem nachweisen: Wiederholte leichte Gehirnerschütterungen sind offenbar kein Risikofaktor für die Entwicklung von Alzheimer. Denn auf die Bildung von Beta-Amyloiden oder Tau-Proteine, deren Ablagerungen typische Anzeichen der neurodegenerativen Erkrankung sind, scheinen selbst viele der kleinen Läsionen keine Auswirkungen zu haben.

„Es sind gute Neuigkeiten, dass sich das Gehirn von einem Schlag erholen kann, wenn es nur genug Zeit zum Ruhen und Erholen hat”, erläutert Mark P. Burns vom Georgetown University Medical Center in Washington. „Doch auf der anderen Seite haben wir herausgefunden, dass diese Wiederinstandsetzung nicht stattfindet, wenn die Stöße zu dicht aufeinander folgen.” Die Forscher hatten mit Mäusen gearbeitet, denen sie ganz leichte Gehirnerschütterungen verabreichten. Dann analysierten sie, wie das Hirn unter verschiedenen Umständen reagierte: auf eine einzelne Gehirnerschütterung, auf einen täglichen Stoß über einen Zeitraum von 30 Tagen sowie auf wöchentliche Stöße über einen Zeitraum von 30 Wochen.

Sie stellten fest: Bei einem einzelnen Stoß gingen vorübergehend einige der Verbindungen zwischen den Nervenzellen im Hirn verloren. Innerhalb von drei Tagen waren diese aber alle wieder hergestellt und es kam auch nicht zu Entzündungsprozessen oder Zelltod. Wenn es jedoch jeden Tag eine Erschütterung gab, sah das anders aus. Dann traten Entzündungsreaktionen und eine Schädigung der Weißen Substanz auf - also des Teils des Hirns, der aus den Nervenfasern besteht. Diese Entzündungen hielten sogar Monate nach dem letzten Stoß an und selbst nach einem Jahr waren noch Schädigungen zu beobachten. Bei wöchentlichen Erschütterungen und entsprechend langen Ruhephasen zwischen den Stößen war wieder der vorübergehende Verlust neuronaler Verbindungen zu beobachten.

Verlust und Wiederaufbau von Nervenzellverbindungen scheint demnach eine normale Reaktion des Gehirns auf eine leichte Erschütterung zu sein. Doch diese Reaktion geht offenbar verloren, wenn die Zeiträume zwischen den Stößen zu kurz werden. „Die Ergebnisse spiegeln wieder, was bei solchen Schädigungen bereits beim Menschen beobachtet wurde – Jahre nach einer Hirnverletzung, insbesondere bei Sportlern”, sagt Burns. „Studien haben gezeigt, dass beinahe jeder mit einer einzelnen Gehirnerschütterung sich spontan wieder erholt, doch Sportler, die Kontaktsportarten betreiben, sind viel anfälliger für bleibende Hirnschäden.” Die Erkenntnisse aus der aktuellen Studie würden helfen, die Vorstellung zu ergänzen, wie und wann Gehirnerschütterungen und leichte Schädel-Hirn-Traumata zu anhaltenden Hirnschäden führen.

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