Gegen Allergien: Probiotische Bakterien aus der Muttermilch

Bifidobakterien, die normalerweise mit der ersten Nahrung in den Darm gelangen, könnten sich für eine Behandlung allergischer Symptome bei Kleinkindern eignen
Muttermilch verhindert Allergien.
Muttermilch verhindert Allergien.
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Taichung (Taiwan) - Der Darm eines Neugeborenen ist noch steril. Mit der Muttermilch nimmt das Baby erstmals Bakterien in größerer Zahl auf. Sie vermehren sich im Darm und spielen unter anderem eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Immunsystems. Jetzt haben Forscher aus Taiwan verschiedene Typen von Bakterien der Gattung Bifidobacterium aus menschlicher Muttermilch identifiziert und ihre Wirkung auf Immunzellen getestet. Drei Stämme dieser Bakterien zeigten einen besonders starken entzündungshemmenden Effekt. Nach Anzucht im Labor könnten diese Keime möglicherweise eingesetzt werden, um als probiotische Bakterien allergische Erkrankungen von Kleinkindern zu behandeln, erklären die Wissenschaftler im „Journal of Functional Foods”.

„Die Muttermilch ist für das Überleben und die Entwicklung des Säuglings auch deshalb von großer Bedeutung, da sie Mikroben zur Besiedlung des Darms überträgt“, schreiben Meei-Yn Lin von der National Chung Hsing University in Taichung und ihre Kollegen. Die erste Nahrung des Neugeborenen enthält nicht nur wichtige Nährstoffe, sondern auch Bakterien – darunter Milchsäurebakterien und hauptsächlich Bifidobakterien. Letztere entwickeln sich zur vorherrschenden Darmkeimart des Säuglings, während ihr Anteil bei Erwachsenen auf etwa 20 Prozent sinkt. Es ist bekannt, dass eine normale Darmflora die Verdauung unterstützt und vor Darminfektionen schützt. Sie unterstützt aber auch die Reifung des Immunsystems und sorgt dafür, dass harmlose Mikroben toleriert und allergische Reaktionen unterdrückt werden.

Die Forscher gingen davon aus, dass dabei Bakterien aus der Muttermilch, die als erste den Darm besiedeln, von entscheidender Bedeutung sind. Sie züchteten aus menschlicher Muttermilch vier Arten mit jeweils mehreren Unterarten der Gattung Bifidobacterium an. Insgesamt 18 Stämme dieser Bakterien testeten sie auf ihre Fähigkeit, Immunzellen zu aktivieren, die dem Blut von Patienten mit Heuschnupfen entnommen worden waren. Von besonderem Interesse war die Fähigkeit, sogenannte T-Zellen dazu anzuregen, Botenstoffe freizusetzen, die entzündungshemmend wirken. Außerdem prüften die Forscher, ob die Mikroben in der Lage waren, sich dauerhaft an Zellen der Darmschleimhaut anzuheften und ob sie eine simulierte Magen-Darm-Passage überstehen würden. Die beiden letztgenannten Punkte sind notwendige Voraussetzungen dafür, im Labor angezüchtete Bifidobakterien als Nahrungsergänzung einsetzen zu können. Sechs Stämme erwiesen sich als ausreichend robust, um in größerer Zahl in den Darm zu gelangen. Zwei Stämme von Bifidobacterium longum und ein Stamm von Bifidobacterium adolescentis zeigten alle gewünschten Eigenschaften. Weitere Studien müssten nun prüfen, ob sich die Keime als probiotisch wirksam erweisen und tatsächlich zur Behandlung von Allergien bei Kleinkindern geeignet sind.

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